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die bank 02 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

IT & Kommunikation

IT & Kommunikation Trends BRING YOUR OWN PERSONA Strategische Vorteile nutzen ó Banken sollten den Präferenzen ihrer Kunden in der digitalen Kommunikation entgegenkommen. Die Kunden erwarten nämlich, dass Banken ihre bevorzugten Kommunikationskanäle, ihre Bereitschaft zur Mitteilung persönlicher Daten und ihre Fähigkeit zur Durchführung von Transaktionen verstehen, heißt es in einem aktuellen Report von Fico unter Bezug auf die TSYS German Consumer Payments Study 2015. Diese belegt einmal mehr, dass sich die Vorlieben vieler Verbraucher bei Bankdienstleistungen von der Filiale zu Online-Diensten verlagern. Trotzdem schätzen es die Kunden, wenn ihnen grundsätzlich mehrere Optionen zur Verfügung stehen. Der Ansatz „Bring Your Own Persona“ („Miteinbeziehung der Persönlichkeit“) macht es laut diesem Report möglich, neue Segmente zu identifizieren. So können diese nach Art ihrer digitalen Interaktionen sowie nach Vertrauensstufen der übermittelten Informationen klassifiziert werden. Im Rahmen des Beziehungswandels zwischen Bank und Kunde identifizierte John Goodale von TSYS International zwei wesentliche Faktoren: die zunehmende Nutzung und Annahme automatisierender Technologien sowie Erkenntnisse aus der Datenanalyse. Banken, die diese Daten nutzen, um die Gewohnheiten ihrer Kunden besser zu verstehen, könnten sich in der Kombination mit der Nutzererfahrung einen echten strategischen Vorteil verschaffen. KOOPERATION STARTET IN DREI MÄRKTEN NFC-Zahlung per Armbanduhr ó Bezahlen mit dem guten Namen war gestern, heute zahlt man mit seiner Armbanduhr: Swatch SA und Visa Inc. / Visa Europe haben ein Abkommen unterzeichnet, wonach die Besitzer eines aktuellen Swatch-Modells seit Anfang 2016 den Service „Pay by the Wrist“ nutzen können. Vorerst funktioniert das allerdings nur in den USA, in der Schweiz und Brasilien. Die Uhrmodelle enthalten unter ihrem Zifferblatt dazu einen NFC-Chip. Bei der Near Field Communication werden Daten im Nahbereich auf der Basis von Hochfrequenz-Funkwellen kontaktlos übertragen. Die Uhr ermöglicht so das bargeldlose Bezahlen an einem kontaktlosen Verkaufs-Terminal. Visas NFCbasiertes Bezahlsystem wird weltweit akzeptiert. Pay-by-the-Wrist- Transaktionen verkürzen auch nicht die Lebensdauer der Uhrenbatterie. Die Armbanduhren tragen den Namen Bellamy. Das erinnert nicht nur an die französische Bezeichnung für einen „guten Freund“. Der amerikanische Schriftsteller Edward Bellamy beschrieb schon im Jahr 1888 in seiner Novelle „Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887“ eine utopische Welt, in der Kredit- und Debitkarten an die Stelle von Bargeld treten – das war damals eine revolutionäre Idee, die er 40 Jahre vor allen anderen hatte. ABLENKUNG FÜR ANDERE ANGRIFFE Der Mitbewerber als Hacker ó In fast jedem zweiten Unternehmen, das kürzlich von DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service) heimgesucht wurde, glaubt man, den Verursacher und seine Motivation zu kennen. Eine weltweit durchgeführte Studie zeigt, dass die Befragten zumeist Kriminelle als Angreifer sehen, überraschende zwölf Prozent gaben an, dass sie Mitbewerber als Auftraggeber hinter den DDoS-Angriffen vermuten. Besonders oft glauben dabei die Anbieter von Unternehmensdienstleistungen, dass Konkurrenten die eigentlichen Bösewichte sind. Die (vermuteten) Motive hinter den Attacken sind vor allem Lösegeldforderungen sowie Ablenkungsmanöver für andere, parallel stattfindende Cyberangriffe. Holger Suhl von Kaspersky Lab bestätigt diese Vermutungen. Er nennt die Bedenken berechtigt, dass Angriffe gezielt von Konkurrenten in Auftrag gegeben werden, um dem Ruf und dem operativen Betrieb von Wettbewerbern zu schaden. Betroffen seien auch kleine und mittelere Betriebe. Folgen von DDoS-Angriffen können neben Rufschädigung auch erhebliche finanzielle Verluste sein. 52 diebank 02.2016

MANGELHAFTE AUSRÜSTUNG DER SCHULEN Zu wenige Computer & Co. ó An den Schulen gibt es nach Ansicht der Lehrer zu wenig PCs, Notebooks und Tablet Computer. Nur rund jeder vierte Lehrer hält die Verfügbarkeit dieser Geräte in Relation zur Schülerzahl für gut oder sehr gut. Gut jeder Dritte bewertet die Ausstattung dagegen nur als „befriedigend“ oder „ausreichend“, fast ebenso viele vergeben sogar die Schulnoten fünf und sechs. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 505 Lehrern der Sekundarstufe I im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, des Lehrerverbands Bildung und Erziehung (VBE) und der Internationalen Fachmesse Learntec. Bitkom forderte, dass Medienkompetenz und Informatik heute in der Schule verpflichtend unterrichtet werden sollten, damit Kinder mit den prägenden Kulturtechnologien vertraut werden. Englisch als Lingua Franca der digitalen Welt sollte ab der 1. Klasse unterrichtet werden, und danach lieber eine Programmiersprache als Latein, sagt der Verbands-Vizepräsident Ulrich Dietz. Länder und Schulträger stünden dringend in der Verantwortung, alle Schulen mit zeitgemäßer IT-Ausstattung zu versorgen, ergänzte VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann. Jüngere Lehrer sind mit der Ausstattung an digitalen Endgeräten besonders unzufrieden. Auch die Qualifizierungsangebote für Lehrkräfte blieben weit hinter dem zurück, was Lehrer sich für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht wünschen. PETER THIEL MIT AN BORD Offene Architektur für Einlagen ó Wenn sich Peter Thiel, Mitgründer von PayPal und erster institutioneller Investor bei Facebook, an einem Unternehmen beteiligt, horcht die Branche auf und erwartet nicht weniger als „the next big thing“. Jetzt stieg der deutschstämmige FinTech-Pionier als Gesellschafter bei der Hamburger Deposit Solutions GmbH ein. Die FinLab-Portfoliofirma bietet die erste offene Architektur für Tages- und Festgeldanlagen in Europa. Ihre B2B-Strategie basiert auf einer selbst entwickelten Technologie: Banken, die Privatkundeneinlagen einwerben möchten (sog. Produktbanken), können ihre Sparprodukte auf der Offenen Architektur-Plattform einstellen und damit für die Vermarktung durch andere Banken verfügbar machen (sog. Kundenbanken). Die Innovation der Lösung besteht darin, dass Sparer keine eigene Bankverbindung zu den Produktbanken eröffnen müssen und stattdessen die Angebote der Produktbanken über das Konto ihrer teilnehmenden Hausbank nutzen können – ganz ohne Bankwechsel und neue Kontoeröffnungen. Die Technologie hinter der Plattform hat den Praxistest längst bestanden. „Wir verwirklichen für das Einlagengeschäft, was für andere Bankprodukte wie Fonds und Immobilienkredite längst selbstverständlich ist: Eine offene Architektur für Tages- und Festgeldangebote“, sagt Gründer Tim Sievers. Die Partnerbanken könnten damit neue Standards beim Kundenservice und effizienten Einlagengeschäft setzen. EU ENTWICKELT CYBERSECURITY-STANDARDS Aktuelle Regulierung nur Spitze des Eisbergs ó Die EU-Mitgliedstaaten haben sich auf ein Paket von Cybersecurity-Standards geeinigt, die besonders wichtig für kritische Infrastrukturen sind. Dazu gehören naturgemäß natürlich auch die Banken, die häufig bevorzugte Ziele für Cyberattacken sind. Die Kombination der EU-Richtlinie zur Netzwerk- und Informationssicherheit (NIS) mit der General Data Protection Regulation (GDPR) soll die allgemeine Sicherheitslage von europäischen Unternehmen durch die auferlegten Mindestanforderungen für die Informationssicherheit verbessern. Während sich die GDPR vorwiegend auf den Schutz und die Speicherung von Daten konzentriert, zielt die NIS-Richtlinie auf die Risiken in Zusammenhang mit Vorfällen im Bereich Netzwerk- und Informationssicherheit. Zusätzlich sollte die Berichtspflicht bei Sicherheitsvorfällen einen transparenteren, ganzheitlichen Ansatz für die Threat Intelligence erzeugen, von dem alle Unternehmen profitieren. „Neue Regulierungen wie NIS ermöglichen Organisationen, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, was zum Schutz ihrer Netzwerke benötigt wird“, sagt Robert Arandjelovic, Director of Security Strategy EMEA bei Blue Coat. Diese Informationen würden somit den Unternehmen bei der Priorisierung und Auswahl der geeigneten Technologielösung helfen, unter Beachtung von Netzwerk- Forensik, Analytics und weltweiter Threat Intelligence. Damit können sie proaktiv mögliche Sicherheitsvorfälle erkennen und diese schnell beheben. Arandjelovic geht davon aus, dass sich diese Regulierungsbestrebungen sehr positiv auf die Unternehmen auswirken, denn Transparenz über gezielte Angriffe sei ein wichtiger Hinweis für jedes Unternehmen, seine aktuellen Sicherheitsmaßnahmen ständig zu überprüfen und den Veränderungen der Angriffsmethoden anzupassen. Es sei damit zu rechnen, dass die NIS-Direktive eine proaktive Haltung der Netzwerksicherheit einleite und die weit verbreitete reaktive Haltung ersetzt. Er hält diese Entwicklung sogar für die Spitze eines Eisbergs: Die Regulierungen werden nur Mindestanforderungen sein. Der Teil des Eisbergs unterhalb der Oberfläche werde jedoch weiterhin individuell sein müssen, um ein Unternehmen gegen gezielte Angriffe zu schützen. Nur so ließe sich sicherstellen, dass die Direktive tatsächlich ihr Ziel erreicht: eine allgemein höhere Sicherheit der europäischen Unternehmensnetzwerke. 02.2016 diebank 53

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