Aufrufe
vor 5 Jahren

die bank 02 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BETRIEBSWIRTSCHAFT

ó BETRIEBSWIRTSCHAFT Die neuen Kriterien haben die Risk-Taker-Mengengerüste der Institute deutlich erhöht. Die 20 im Rahmen der Studie betrachteten Institute haben überwiegend für 2014 die Selektion nach dem EBA-RTS vorgenommen und verfügten über insgesamt 6.545 Risk Taker. Hiervon wurden alleine 2.903 Risk Taker (44 Prozent) vom größten Institut identifiziert. Insgesamt hatten im Jahr 2014 nur sechs der größten deutschen Institute jeweils mehr als 200 Risk Taker ” 2. 2 Quantitative Kennzahlen Die Offenlegung der quantitativen Angaben soll entlang der institutsindividuellen Organisationsstruktur erfolgen. Nur 65 Prozent der Institute zeigen die Vergütungskennziffern tatsächlich detailliert nach ihren jeweiligen Organisationsmodellen (nach Segmenten, Geschäftsbereichen, Divisionen). Die restlichen Institute veröffentlichen stattdessen nach einer anderen, von ihrer eigenen Organisation abweichenden, Organisationsform, deren Anwendung nur eine sehr begrenzte Transparenz im Hinblick auf Anschlussfähigkeit z. B. zur Segmentberichterstattung des Geschäftsberichts oder anderer Offenlegungen ermöglicht. 20 Prozent der Institute machen keine Angaben zu den High Earnern (Beschäftigte mit einer Gesamtvergütung von 1 Mio. € und mehr im letzten Jahr). Insgesamt legen die restlichen Institute 865 High Earner offen, davon alleine etwa 800 beim größten deutschen Institut. Fazit – Die Reise geht weiter Die Aufseher halten weiter an der hohen Bedeutung der Offenlegungsanforderungen bei der Regulierung der Bankenvergütung fest. So hat die EBA im Final Draft ihrer am 21. Dezember 2015 veröffentlichten Guidelines on Sound Remuneration Policies and Disclosures (EBA/GL/2015/22) bereits weitere Konkretisierungen für die Umsetzung der Offenlegungsanforderungen programmiert, die zum 1. Januar 2017 in Kraft treten werden. Danach erweitert sich der Umfang der offenzulegenden Inhalte erneut, z. B. in Bezug auf: ó Veränderungen in den Vergütungsgrundsätzen gegenüber dem Vorjahr ó Mengengerüst-Risk-Taker nach Geschäftsbereichen, Level und Veränderungen gegenüber Vorjahr óErfolgskennzahlen und Reagibilität mit Vergütungsgrößen ó Begründungen zu angewandten Laufzeiten / Sperrfristen, Vergütungsstrukturen u. a. m. ó Grundsätze zu Garantieboni und Ausscheidenszahlungen ó Verhältnis fix/variabel für unterschiedliche Personengruppen im Konzern ó Angaben zu evtl. Anhebung der Bonusobergrenze ó Alle quantitativen Angaben nach Geschäftsbereichen (geschäftsgenerierende jeweils einzeln und Rest), Aufsichtsrat, Geschäftsleiter, Kontrolleinheiten, Risk Taker und Rest Nicht nur der einmal jährlich zu veröffentlichende Vergütungsbericht schafft Transparenz zu den Vergütungssystemen. Parallel zur jährlichen Offenlegung im externen Vergütungsbericht müssen CRR-Institute auch unterjährig umfangreiche Meldepflichten zu Vergütungsinformationen gegenüber der nationalen Bankenaufsicht erfüllen, die diese an die EBA weiterleitet. Ziel der EBA ist die jährliche Gesamtschau von Vergütungstrends und -praktiken im EU- Bankenmarkt. Für die konsistente Erhebung in allen EU-Staaten hat die EBA hierzu eigene Guidelines erlassen (EBA/ GL/2012/4). Inhaltlicher Fokus sind die quantitativen Angaben aus dem externen Vergütungsbericht (Art. 450 Abs. 1 lit. g und h CRR). Für die Meldung der High Earner mit einer Jahres-Gesamtvergütung von 1 Mio. Euro und mehr bestehen darüber hinaus separate EBA Guidelines (EBA/GL/2012/5). ó Risk-Taker-Mengengerüste der Top Banken 2014 Mengengerüst Anzahl Institute Institut(sgruppe) Autor: Werner Klein ist Inhaber und Managing Consultant bei Compgovernance, Düsseldorf über 1.000 1 Deutsche Bank AG 500 bis 1.000 3 Commerzbank AG, DZ Bank AG, Unicredit Bank AG 200 bis 500 2 Bayerische Landesbank, Landesbank Hessen-Thüringen 100 bis 200 5 Landesbank Baden-Württemberg, Deutsche Pfandbriefbank AG, Landesbank Berlin, Aareal Bank AG, Santander 50 bis 100 5 Postbank AG, NRW.BANK, ING-DiBa AG, DekaBank, HSH Nordbank unter 50 4 Norddeutsche Landesbank, WGZ Bank AG, Bausparkasse Schwäbisch Hall, WL Bank AG Quelle: Compgovernance hat im Rahmen einer Research Studie die neue Offenlegungspraxis bei 20 ausgewählten Instituten aus dem Top 30-Ranking (nach der Bilanzsumme per 31.12.2014) analysiert. Weitere Institute aus den Top 30 wurden nicht berücksichtigt wegen ihres jeweiligen institutsindividuellen Rechtsrahmens, der die Offenlegung der Vergütungssysteme nicht oder nur eingeschränkt fordert. Die Stichprobe umfasst ausschließlich bedeutende Institute gemäß § 17 InstitutsVergV. Die Analyse erfolgte auf der Basis der auf der Firmen-Web-site bereitgestellten Veröffentlichungen. 48 diebank 02.2016

BETRIEBSWIRTSCHAFT ó Effizienzgewinne im Firmenkundengeschäft E-BILANZ Seit diesem Jahr sind alle Unternehmen in Deutschland dazu verpflichtet, ihre Bilanz elektronisch an das Finanzamt zu übermitteln – einschließlich der bislang davon ausgenommenen Personengesellschaften. Eigentlich war die sogenannte E-Bilanz ausschließlich als Schritt in die digitale Zukunft der Finanzämter geplant. Doch inzwischen arbeitet auch die Kreditwirtschaft daran, sich Bilanzen künftig elektronisch übermitteln zu lassen. Eine Initiative von Banken und Sparkassen, die sich im Projekt „ELBA - Elektronische Bilanzabgabe“ zusammengeschlossen haben, treibt dieses Vorhaben voran. Denn die Institute haben das Potenzial der E-Bilanz erkannt: Mit ihr lassen sich hohe Effizienzgewinne realisieren, die Beratungsqualität verbessern und Cross-Selling-Potenziale erschließen. Ulrich Meyer | Daniel Holl Keywords: Unternehmensführung, Risikosteuerung, Firmenkunden Während deutsche Banken in den vergangenen Jahren bereits große Fortschritte bei der Industrialisierung im Privatkundenbereich gemacht haben, schlummern im wettbewerbsintensiven und unter sinkenden Margen leidenden Geschäft mit Firmenkunden noch erhebliche Effizienzpotenziale. Die digitale Übertragung der Bilanz kann der grundlegende Baustein für eine weitgehende Industrialisierung des Firmenkundengeschäfts darstellen. Bisher übermitteln Unternehmen den Banken ihren Jahresabschluss überwiegend in Papierform oder als PDF. Die Kreditinstitute erfassen ihn dann in ihren eigenen IT-Systemen. Dieser Eingabeprozess ist manuell aufwendig und damit nicht nur teuer, sondern auch fehleranfällig. Stichproben haben zudem ergeben, dass Banken in einigen Fällen Bilanzen des gleichen Unternehmens sogar mehrfach erfassen. Außerdem kommen die Mitarbeiter durch unterschiedliche Ausbildung und Erfahrung zu unterschiedlichen Ergebnissen in der Beurteilung von Kapitaldienstfähigkeit und Bonität. Eine Ursache dafür ist zum Beispiel die unterschiedliche Interpretation der Regelmäßigkeit von GuV-Positionen. Dies zeigt: Trotz entsprechender Vorgaben für die Bilanzanalyse kann die Zuordnung einzelner Bilanzpositionen subjektiv unterschiedlich bewertet werden. Mit einer regelbasierten Verarbeitung würden genau diese Interpretationen eliminiert. Effizienz- und Qualitätsgewinne für Banken Entfällt die manuelle Eingabe der Jahresabschlüsse, sparen Banken Zeit und Kosten bei der Erfassung. Wie Analysen zeigen, beträgt der Effizienzgewinn 15 bis 20 Minuten pro Bilanz. Die tatsächliche Ersparnis für Banken ist jedoch deutlich höher. Denn bei einer digitalen Übermittlung kann auch ein Großteil der quantitativen Bilanzanalyse künftig automatisch erfolgen, und das bedeutet eine zusätzliche Zeitersparnis von etwa einer Stunde täglich pro Bilanz. Diese Größe basiert auf dem Erfahrungswert, dass ein Bilanzanalyst pro Jahr bis zu 600 Bilanzen auswertet, was etwa drei Bilanzen am Tag entspricht. Die Kreditwirtschaft hat das Potenzial erkannt und will die Chancen der ohnehin für das Finanzamt zu erstellenden elektronischen Bilanzen nutzen. Dabei sollten jedoch auch die Einnahmen-Überschuss-Rechnungen der nicht bilanzierungspflichtigen Kleinunternehmen berücksichtigt werden. Nur so kann das komplette Potenzial der Umstellung gehoben werden. Frühere Ansätze für eine Umstellung scheiterten unter anderem daran, dass keine einheitliche Schnittstellendefinition für die Übermittlung zur Verfügung stand. Mit der E-Bilanz, die auf der frei verfügbaren Sprache XBRL (eXtensible Business Reporting Language) basiert, existiert nun ein solcher Marktstandard. Deshalb hat eine Initiative von Banken und anderen kreditwirtschaftlichen Datenempfängern mit dem Projekt „ELBA – Elektronische Bilanzabgabe“ eine Kooperation ins Leben gerufen, die unter anderem den Umfang der weiterzugebenden Daten sowie die prozessualen Rahmenbedingungen festgelegt, die Sicherstellung der Identität zwischen bisherigen Jahresabschlüssen und dem elektronischen Datenaustausch überprüft und die notwendigen Schritte zur Etablierung der E-Bilanz für Banken am deutschen Markt in die Wege leitet. Der Initiative gehören un- 02.2016 diebank 49

die bank