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die bank 02 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó FINANZMARKT

ó FINANZMARKT Geldschwemme für Private-Equity-Fonds ASSET MANAGEMENT Für Beteiligungsgesellschaften war 2015 ein Jahr zum Feiern. Erfolgreiche Asset-Verkäufe und ein steter Zustrom an Investorengeldern stärkten ihnen den Rücken. Doch hohe Übernahmepreise, unsichere Konjunkturprognosen und die Aussicht auf steigende Zinsen machen Private-Equity-Investments riskanter. Birga Teske Keywords: Institutionelle Investoren, Immobilien, Venture Capital Das Geld liegt auf der Straße – zumindest für Beteiligungsgesellschaften. 2015 sammelten sie bei Investoren erneut schätzungsweise mehr als 500 Mrd. US-$ ein. Damit setzte sich der Trend der Vorjahre fort: In den vergangenen drei Jahren flossen aggregiert weit über 1,5 Bio. US-$ in die Kassen von Private-Equity-Fonds. Sie sollen damit für private Geldgeber Unternehmen, Start-ups, Immobilien, Infrastruktur oder Kredite aufkaufen. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Denn Großinvestoren wie Pensionsfonds, Versicherungen und Vermögensverwalter sind verzweifelt auf der Suche nach renditeträchtigen Finanzanlagen. Und Private Equity hat sich – allen Unkenrufen und Heuschrecken-Beschimpfungen zum Trotz – als eine der ertragreichsten Assetklassen überhaupt behauptet. Kaum einer weiß das besser als Theodore Eliopoulos. Der Chief Investment Officer des US-Pensionsfonds Calpers (California Public Employees‘ Retirement System) verwaltet rund 300 Mrd. US-$. Calpers zählt zu den weltweit größten institutionellen Investoren. Laut Eliopoulos hat Private Equity in den zehn Jahren bis Ende Juni 2015 annualisiert 11,9 Prozent Rendite für Calpers erwirtschaftet. Dagegen haben börsennotierte Aktien nur 6,6 Prozent pro Jahr eingebracht. Legt man einen Zeitraum von fünf Jahren zugrunde, hat der Renditeabstand 14,4 Prozent versus 12,9 Prozent betragen. Ausschüttungen auf Rekordniveau Obwohl die Branche stark unter der globalen Finanzkrise von 2008 gelitten hat und sich viele Investments im Nachhinein als zu teuer entpuppten, sorgte der allgemeine Aufschwung an den Finanzmärkten und das erfolgreiche Management von Portfolio-Unternehmen durch zahlreiche Private-Equity-Fonds für eine schnelle Trendwende. Das Vertrauen der Investoren kehrte auch deshalb schnell zurück, weil die Ausschüttungen seit 2011 von Rekord zu Rekord eilen. Allein 2014 schütteten Beteiligungsgesellschaften an die Anleger weltweit rund 787 Mrd. US-$ aus, wie der Datenanbieter Preqin meldet. Das war mehr als doppelt so viel wie im Boomjahr 2007 und deutlich mehr, als den Gesellschaften im gleichen Zeitraum zufloss. Finanziert wird der Geldsegen durch äußerst erfolgreiche Firmenverkäufe (Exits) – über Börsengänge, die Abgabe an strategische Investoren oder die Weiterreichung an andere Private-Equity- Häuser. 2015 dürfte die Zahl der Firmenverkäufe durch Finanzinvestoren und das Volumen der dadurch freigewordenen Mittel etwas hinter dem Vorjahreswert zurückgeblieben sein. Das Niveau blieb dennoch hoch: „Selbst wenn die Exits zehn Prozent unter dem Vorjahr liegen, ist das immer noch enorm“, sagt Rolf-Magnus Weddigen, Leiter der deutschen Praxisgruppe Private Equity der Unternehmensberatung Bain & Company. Zeitproblem bei Neuanlagen Während das Umfeld für Verkäufe so gut ist wie selten zuvor, fällt es den Beteiligungsgesellschaften zunehmend schwer, neue Investments zu tätigen. „Es ist ein Verkäufermarkt“, sagt Steve Roberts, Leiter des Bereichs Private Equity bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC in Deutschland. Die Preise sind hoch. Das macht es schwierig, bis zum Weiterverkauf eine Wertsteigerung zu erzielen. Für die Beteiligungsgesellschaften ist das ein Problem, denn Investorengelder sind gewöhnlich für zehn Jahre festgelegt. Binnen dieser Frist müssen Assets gekauft, aufgewertet und mit hohem Gewinn weiterveräußert werden. Angesichts der aktuellen Kursniveaus und des Risikos eines möglichen Zinsanstiegs oder einer konjunkturellen Eintrübung ist das eine Herausforderung. „Wir sind fast wieder in einer Situation, wie wir sie vor 2008 schon einmal hatten“, sagt Peter Güllmann, Vorstandssprecher des Bundesverbands Deutscher Kapi- 14 diebank 02.2016

FINANZMARKT ó talbeteiligungsgesellschaften und Bankdirektor der NRW.Bank. Es gebe nur eine begrenzte Anzahl an Unternehmen, die zum Verkauf stünden und einen starken Anlagedruck. Kennzeichnend für die Situation sind große Transaktionen von Finanzinvestoren untereinander wie der Verkauf der Kosmetik-Kette Douglas. Mitte 2015 übernahm der Finanzinvestor CVC das Unternehmen für geschätzt 3 Mrd. € vom Konkurrenten Advent. Großinvestoren warten auf die passende Gelegenheit Der Druck bleibt bis auf weiteres bestehen: Dem Datenanbieter Preqin zufolge verwalteten Beteiligungsgesellschaften Ende März 2015 weltweit knapp 4 Bio. US-$ ” 1. Davon war fast ein Drittel nicht angelegt. Ein Großteil der Gelder ist für Firmenkäufe (Buyout) vorgesehen. Aber auch im Bereich Immobilien, Venture Capital, Infrastruktur, Growth, Problemkredite, Mezzanine und anderen liegt viel Liquidität auf der hohen Kante. Allein im Bereich Buyout sind rund 450 Mrd. US-$ auf der Suche nach einem Anlageziel. Dazu kommen Mittel, die nicht formell in Fonds angelegt und damit nicht in den Statistiken enthalten sind. So warten zahlreiche Großinvestoren auf die Gelegenheit zu direkten Co-Investments im Verbund mit Private-Equity-Gesellschaften. Nach einem krisenbedingten Rückgang setzen Beteiligungsgesellschaften für ihre Assetkäufe wieder vermehrt Fremdkapital ein. Laut Güllmann vom BVK sind Leverage-Quoten von 1 zu 5 (1 Teil Eigenkapital zu 5 Teilen Fremdkapital) und mehr nicht mehr ungewöhnlich. Bei Preisen, die im Buyout-Bereich oft das Zehnfache des Ebitda (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) übersteigen, reichen geschickte Finanzierungsstrategien allerdings nicht aus, um die gewünschte Rendite zu erreichen. „Man muss wirklich in das Unternehmen investieren“, weiß Steve Roberts von PwC. Die Private-Equity-Häuser müssten heutzutage viel Industrieexpertise mitbringen, um Einkauf, Vertrieb, Produktangebot oder Internationalisierung der übernommenen Firmen zu stärken. 1 Private Equity AUM and Distributions Längerer Anlagehorizont Entsprechend hat sich der Anlagehorizont für Private-Equity-Investments stetig erweitert: Waren früher drei Jahre bis zum Wiederausstieg üblich, sind es jetzt eher fünf bis sieben Jahre. Die Teams sind anders aufgestellt – neben Investmentspezialisten sitzen Branchenexperten mit im Boot – und viele Beteiligungsgesellschaften haben ihr Portfolio diversifiziert. So sind laut Roberts in den vergangenen Jahren vor allem die Segmente Kredite und Immobilien gewachsen. Tatsächlich hat der Branchenriese Blackstone zuletzt mit dem Blackstone Real Estate Partners VIII bei Investoren 18,5 Mrd. US-$ eingeworben. Dieser Immobilien-Fonds war das weltweit größte Private-Equity-Vehikel des Jahres 2015. Der Buyout-Fonds Blackstone Capital Partners VII sammelte 17,5 Mrd. US-$ ein. Auch Warburg Pincus und KKR sollen für einzelne Fonds jeweils einen zweistelligen Milliarden-Dollar-Betrag erhalten haben. Kleinere Adressen und Teams ohne erfolgreiche Anlage-Historie tun sich deutlich schwerer, Investorengelder zu erhalten. Denn weil der Renditeabstand zwischen Private-Equity-Fonds und Aktienfonds in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist, setzen die Geldgeber auf bewährte Manager, um überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. „Fonds mit einem differenzierten Konzept und einem guten Track Record haben es deutlich einfacher, Mittel einzuwerben“, sagt Private- Equity-Experte Weddigen von Bain & Company. „Das kann zum Beispiel ein klarer Branchenfokus sein, ein Investitionsschwerpunkt in bestimmten Ländern oder Unternehmensgrößen oder auch ein thematischer Schwerpunkt wie Turnaroundoder wachstumsorientierte Fonds.“ Ein solches Konzept müsse dann mit entsprechenden Fähigkeiten im Fonds oder in seinem Netzwerk hinterlegt sein. Volatiles Umfeld Doch auch die besten Profis dürften angesichts der aktuellen Marktsituation bei ihren Anlageentscheidungen ins Schwitzen kommen. „Das Umfeld wird volatiler – sowohl politisch als auch wirtschaftlich“, warnt Weddigen. Eine potenzielle Asien- Krise, eine mögliche Schwäche in Südamerika oder noch nicht absehbare politische Entwicklungen in Europa bergen Risiken. Nur wenn die Private-Equity-Häuser rechtzeitig Vorsorge träfen, auf nicht-zyklische Unternehmen setzten und sowohl Leverage als auch die Laufzeiten ihrer Verbindlichkeiten anpassten, könnten sie eine längere Schwächephase beruhigt aussitzen. ó Private Equity Assets Under Management Jahr Assets Under Management (Mrd. US-$) davon nicht angelegt (Mrd. US-$) Dez 04 953 404 Dez 05 1224 556 Dez 06 1684 795 Dez 07 2242 992 Dez 08 2243 1056 Dez 09 2445 1052 Dez 10 2749 981 Dez 11 3035 1007 Dez 12 3273 941 Dez 13 3720 1174 Dez 14 3856 1206 Mrz 15 3949 1290 Quelle: Preqin. 02.2016 diebank 15

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