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die bank 02 // 2015

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

NACHHALTIGKEITSBERICHTERSTATTUNG Unternehmen haben sich verbessert ó Transparency International Deutschland begrüßt, dass sich die Nachhaltigkeitsberichte deutscher Großunternehmen im Bereich Korruption und Politik verbessert haben. Untersucht wurden Berichte, die für sich in Anspruch nehmen, dem internationalen Berichtsstandard der Global Reporting Initiative (GRI) zu entsprechen und dabei die höchste Anforderungsstufe zu befolgen. Dabei beschränkte sich die Antikorruptionsorganisation auf Angaben zu Korruptionsbekämpfung und Lobbying. Um dem Standard zu genügen, müssen die Unternehmen im GRI-Index ihres Nachhaltigkeitsberichts angeben, ob und wie vollständig sie über die von GRI vorgegebenen Indikatoren berichten. Vor zwei Jahren hatte die gleiche Analyse noch ergeben, dass die Unternehmen überwiegend zu ihren Gunsten aufbauschten. Viele gaben an, vollständig zu berichten, obwohl sie tatsächlich nur teilweise oder gar nicht berichteten. Diesmal waren die Informationen in den Berichten sowohl vollständiger als auch die Angaben in den GRI-Indizes zutreffender. Insgesamt hat sich die Anzahl der Abweichungen von den GRI-Regeln in etwa halbiert. Bei etwa einem Drittel der untersuchten Indikatoren wurden aber die GRI-Richtlinien noch immer nicht eingehalten. Transparency fordert, dass die Themen Antikorruption und politische Einflussnahme umfassend behandelt und dass die Nachhaltigkeitsberichte einer unabhängigen Prüfung unterzogen werden. STRUKTURIERTE FINANZIERUNGEN ESMA kritisiert Ratingagenturen ó Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat die Verfahrensweisen von Ratingagenturen bei der Bewertung strukturierter Finanzinstrumente zum Gegenstand einer Untersuchung gemacht. Hintergrund dafür waren die große Bedeutung strukturierter Finanzprodukte sowie die hohen ausstehenden Volumina dieser Emissionen. Die ESMA konzentrierte sich bei ihrer Untersuchung auf die vier größten Ratingagenturen, die in der EU strukturierte Finanzierungen bewerten: DBRS, Fitch Ratings, Moody’s Investors Service sowie Standard & Poor’s. Zusammen haben diese Agenturen einen Anteil von nahezu 100 Prozent der SF-Ratings innerhalb der Europäischen Union. Fazit der Untersuchung: Es gibt Mängel bei der Qualitätskontrolle der verwendeten Informationen sowie Verzögerungen bei der Fertigstellung der jährlichen Überprüfung von Ratings. Außerdem besteht aus Sicht der ESMA die Notwendigkeit für die Ratingagenturen, die Rolle der internen Überwachungsfunktion und der Tätigkeiten, die sie während der Überprüfung von Methoden anwenden (Modelle und grundlegende Annahmen für angewandte strukturierte Finanzierungen), zu stärken, um so eine tatsächliche Unabhängigkeit von den sonstigen Geschäftsfeldern der Ratingtätigkeiten zu gewährleisten. Als Newcomer ist neuerdings auch die Berliner Ratingagentur Scope in die Bewertung von Verbriefungen eingestiegen. AUCH JÜNGERE UNTERNEHMEN HALTEN MITTLERWEILE BESSER DURCH Unternehmensinsolvenzen sinken auf 15-Jahres-Tief ó Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ging im letzten Jahr um 8,9 Prozent zurück. Mit 23.800 Insolvenzen stellt 2014 den niedrigsten Stand seit Einführung der Insolvenzordnung dar. Der fünfte Rückgang in Folge wurde begünstigt durch einen vergleichsweise einfachen Zugang zu Finanzmitteln, eine positive Ertragssituation im Mittelstand und weitgehende konjunkturelle Stabilität. Geopolitische Risiken wie der Ukraine-Konflikt haben bislang keinen Niederschlag in der Insolvenzentwicklung einzelner Branchen gefunden. Die Zahlen stammen aus einem Bericht der Wirtschaftsforschung der Creditreform. Die größte einzelne Insolvenz des Jahres betraf die Verlagsgruppe Weltbild mit rund 6.800 Beschäftigten. Öffentlichkeitswirksame Insolvenzen gab es auch bei der Modekette Strauss Innovation, beim TV-Gerätehersteller Metz, dem Windpark-Finanzierer Prokon und den Mitteldeutschen Fahrradwerken (MIFA). Alle vier Hauptwirtschaftsbereiche verzeichneten geringere Insolvenzzahlen als im Vorjahr (siehe Grafik). Die Insolvenzquoten (Zahl der Insolvenzen in Relation zum Unternehmensbestand in einer Branche) sanken entsprechend. Diese relative Insolvenzbetroffenheit liegt gesamtwirtschaftlich bei 73 Insolvenzfällen auf 10.000 Unternehmen. Die Insolvenzschäden betrugen in diesem Jahr 26,1 Mrd. € und lagen damit leicht unter dem Vorjahreswert (26,9 Mrd. €). Junge Unternehmen (unter fünf Jahre) waren zuletzt seltener unter den Insolvenzkandidaten zu finden als im Vorjahr. Der Rückgang dürfte mit eher chancenorientierten Unternehmensgründungen zusammenhängen. Insolvenzen in den Hauptwirtschaftsbereichen 2014* in Deutschland: prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorjahr -18,9 3.450 (3.660) 1.760 (2.170) Verarb. Gewerbe *geschätzt. Quelle: Creditreform. -5,7 Bau -8,8 5.000 (5.480) 13.590 (14.810) Handel -8,2 Dienstleistungen 40 diebank 2.2015

Betriebswirtschaft Kompakt PROBLEM FÜR HIDDEN CHAMPIONS Familienunternehmer schützen ó Wenn’s ums Erben geht, sind vor dem Gesetz eben doch nicht alle gleich. Das Bundesverfassungsgericht (BVG) kippte bekanntlich im letzten Dezember die alte Regelung, die den Erben eines multimillionen Euro schweren Konzerns auf eine Stufe setzte mit dem Handwerker, der Vaters kleinen Malerbetrieb übernahm – für das berühmte deutsche „Familienunternehmen“ galt kein Unterschied zwischen klein und groß. Eine solche Grenze müssen die Politiker nun aber bis Mitte 2016 ziehen. Laut BVG verstieß die alte Regelung – die Steuerbefreiung ohne Prüfung eines konkreten Entlastungsbedürfnisses – gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes. Wichtig sei es nun, dass die Politik kurzfristig Rechtssicherheit für die Unternehmen schaffe, forderte Matthias Leder von der Arbeitsgemeinschaft der hessischen Industrie- und Handelskammern. Ansonsten drohten negative Auswirkungen auf Investitionsentscheidungen und Arbeitsplätze. Thomas Rüschen, Deutsche Oppenheim Family Office AG, ergänzte, für Familienunternehmer sei die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nicht unproblematisch. Gerade die „Hidden Champions“ seien meist größer als jene 50 Mio. € Umsatz, die die EU-Kommission als Obergrenze definiert. „Es wäre fatal, wenn gerade Deutschlands Vorzeigeunternehmen durch die Erbschaftssteuer in Schwierigkeiten geraten würden“, sagte Rüschen. CHINAS WIRTSCHAFT KONSOLIDIERT Risiken im Reich der Mitte ó China ist unangefochten der weltweit größte Stahlproduzent. Umso härter treffen das Reich der Mitte die seit geraumer Zeit bestehenden massiven Überkapazitäten auf dem Weltmarkt. Das Land kämpft mit einer sich drastisch abkühlenden Baukonjunktur, außerdem verderben hohe Lagerbestände die Preise und Gewinnmargen. Bedenklich sei auch der hohe Fremdkapitalanteil in der chinesischen Wirtschaft: Die TSF (totale Kapitalaufnahme der Gesellschaft) stieg im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt in den letzten sechs Jahren von 127 auf 207 Prozent, heißt es im aktuellen Atradius-Länderbericht. Diesen Anstieg führen die Konjunkturexperten auf eine unwirtschaftliche Ressourcennutzung zurück. In Verbindung mit steigenden Kreditausfällen im Immobiliensektor könnte dies auch zu Schwierigkeiten im Bankensektor führen. Positiver beurteilt Atradius die Textilindustrie sowie die Elektronik-, IT- und Kommunikationstechnik-Branche: Hier verzeichnen die chinesischen Anbieter weiter stabile Umsatzzuwächse aus guter Binnennachfrage und hohen Exportvolumina. INVESTITIONSSCHWÄCHE IN DEUTSCHLAND Höhere Investitionen notwendig ó Die Investitionsschwäche in Deutschland sei ein branchenübergreifendes und langfristiges Problem, das auch die deutsche Industrie betreffe. Die Investitionsintensität, das Verhältnis von Investitionen zum vorhandenen Kapitalstock im Land, liege in Deutschland zwei Prozent niedriger als im Durchschnitt der anderen EU-Länder und sogar vier Prozent unter dem der anderen OECD-Länder, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) mit. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland langfristig zu sichern, wären deutlich höhere Investitionen notwendig. Die Investitionsschwäche ist dabei nicht auf wenige Sektoren beschränkt. Besonders die Bereiche Sonstige Dienstleistungen, Verkehr und Kommunikation sowie Bildung und Gesundheitswesen weisen große Rückstände auf. Die deutschen Unternehmer teilen diese Ansicht offenbar. Bei einer Forsa-Umfrage im letzten Sommer attestierte mehr als die Häfte der befragten Manager dem Land ebenfalls eine Investitionsschwäche. 37 Prozent sagten, der Staat investiere nicht genug, fast ebenso viele sahen das Problem sowohl auf Staats- wie auf Unternehmensseite. Nur etwas mehr als ein Viertel gab den Unternehmen die Hauptschuld an der Misere. 2.2015 diebank 41

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