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die bank 01 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT zierung so zu

MANAGEMENT zierung so zu bedienen wie er auch mit den finanzierten Maschinen Umsätze generiert, sodass potenzielle Liquiditätsengpässe aus einem statischen Kapitaldienst oder fixe Leasingraten vermieden werden. Falls sich durch eine Unterauslastung der Maschinen während des Finanzierungszeitraums am Laufzeitende ein Defizit ergibt, muss dies dann in der Regel durch eine höhere Schlussrate ausgeglichen werden. Die finanzierte Anlage wird bei dieser Art der Finanzierung in der Bilanz des Kreditnehmers bilanziert. Andere Finanzierungskonzepte bestehen darin, den Maschinenherstellern weitere Risiken abzunehmen, indem diese auf Investoren verteilt werden. Hierzu kann eine Zweckgesellschaft gegründet werden, an der sich Investoren beteiligen können. Der Hersteller verkauft dann einen Anlagenpool an die Zweckgesellschaft, die die Maschinen an die Kunden des Herstellers vermieten kann. Der Vorteil dabei ist, dass der Hersteller dadurch einen Bilanzabgang der Maschinen verzeichnen kann und sich die Unternehmenskennzahlen optimieren lassen. Darüber hinaus beteiligen sich Investoren an den Auslastungs- und Restwertrisiken der Anlagen und haben somit die Möglichkeit, in eine neue Assetklasse zu investieren. 1 Diese Variante ist bislang nur für Großunternehmen eine Option, da die höheren Transaktionskosten der Finanzierung erst ab größeren Finanzierungsvolumina tragfähig sind. 2 Darüber hinaus können die Maschinen insgesamt besser ausgelastet und dadurch Ressourcen geschont werden, wenn Anlagen von mehreren Kunden genutzt werden. Durch As-a-Service-Modelle können die Kunden flexibler auf sich ändernde Umweltbedingungen reagieren und Unternehmenskennzahlen optimieren, adäquat am technischen Fortschritt teilnehmen und Nachhaltigkeitsziele erreichen. Die IoT-Anbindung der Maschinen ermöglicht, dass sie durch Predictive Maintenance rechtzeitig gewartet werden. Die Hersteller haben bei diesen Modellen ein ureigenes Interesse daran, dass die Anlagen möglichst lange betrieben werden können. Sie haben durch die IoT-Daten eine gute Kenntnis über den Verschleiß der Anlagen und die bestehenden Restwerte und können die Anlagen auch in einem zweiten oder dritten Lebenszyklus betreiben Nutzungsabhängige Geschäftsmodelle fördern Nachhaltigkeit Nutzungsabhängige Geschäftsmodelle können zu einem effizienteren Umgang mit knappen Ressourcen beitragen und so im Sinne der ESG- Kriterien nachhaltiges Wirtschaften fördern. Durch die Auswertung der Maschinendaten können Hersteller ihren Kunden helfen, die Effizienz der Anlagennutzung zu erhöhen. 34 01 | 2023

MANAGEMENT lassen oder weiter vermarkten. Die Anlagen werden dadurch länger funktionsfähig gehalten und stehen der Wirtschaft über einen längeren Zeitraum im Sinne der Nachhaltigkeit zur Verfügung. Zusätzlich kann die Erhebung von Primärdaten zu CO2-Emissionen in Echtzeit erfolgen. Im Zug der Nachhaltigkeits-Berichtserstattung und des ESG-Ratings wird die vollautomatisierte Beschaffung und Auswertung der Daten einen immer größeren Stellenwert für Industriebetriebe und ihre Finanzierungspartner einnehmen. 3 Werden die Potenziale im Verlauf der Entwicklung und Digitalisierung nutzungsbasierter Geschäftsmodelle genutzt, können die Unternehmen ihre Prozesse gezielt klimafreundlich transformieren und gleichzeitig die höheren Dokumentationsanforderungen handhaben. Empfehlungen für Banken Die Anzahl der Unternehmen, die ihren Kunden PPU-Modelle anbieten oder planen, diese in den nächsten Jahren einzuführen, steigt stetig. Dies erfordert nicht nur bei den Herstellerfirmen eine Umstellung des Geschäftsmodells, sondern stellt auch die Banken vor größere Herausforderungen, wenn sie an diesem Zukunftstrend partizipieren wollen: 1. Die Flexibilisierung der Finanzierungsraten ist ein erster wichtiger Schritt, um die skizzierten Liquiditätsengpässe bei den Herstellerfirmen im Zug der Umstellung zu überbrücken. 2. Bei Höherskalierung der PPU-Modelle müssen Finanzierungslösungen gefunden werden, mit denen Auslastungs- und Restwertrisiken von den Herstellern abgenommen und auf die Finanzierungspartner bzw. Investoren verteilt werden können. 4 3. Nutzungsbasierte Geschäftsmodelle werden nur nachgefragt, wenn sie den Kunden auch weitere Mehrwerte bieten wie beispielsweise eine verbesserte Analyse der Maschinennutzungsdaten, um die Geschäfts- und Finanzierungsmodelle weiter zu optimieren. Daher wird es wichtig, dass auch die Finanzierer ihre IT-Systeme so weit flexibilisieren, dass IoT-Daten der Maschinen für die nutzungsabhängige Abrechnung von Raten genutzt werden können. Der Markt ist bislang noch nicht so groß, dass diese Investition lohnend erscheint. Zurzeit sind jedoch viele Industrieunternehmen damit beschäftigt, nutzungsabhängige Geschäftsmodelle zu entwickeln, sodass hier in naher Zukunft ein Wachstumsmarkt zu erwarten ist. 4. Die Ratingverfahren sind in der Unternehmensfinanzierung bislang noch nicht auf nutzungsbasierte Finanzierungsmodelle ausgelegt. Auch hier sollte eine Weiterentwicklung der Verfahren betrieben werden. FAZIT Autorin Immer mehr Unternehmen im Maschinenbau bieten ihren Prof. Dr. Anja Wiebusch ist Professorin für Finanzierungslehre an der Fachhochschule Kiel. Kunden nutzungsbasierte Geschäftsmodelle an oder planen, dies in den nächsten Jahren einzuführen. Sie stehen vor der Herausforderung, dass die Einzahlungen aus dem Anlagenverkauf nicht mehr sofort, sondern nutzungsabhängig über einen längeren Zeitraum zufließen. Darüber hinaus muss bei Höherskalierung des Geschäftsmodells eine Lösung gefunden werden, wie mit den Auslastungsund Restwertrisiken umgegangen und ggf. eine Bilanzentlastung ermöglicht wird. Zusätzlich werden Investitionen in die IT-Systeme notwendig, um die IoT-Daten für die neuen Geschäfts- und Finanzierungsmodelle nutzbar zu machen. Die stärkere Auseinandersetzung mit diesen Punkten wird auch im Bankenbereich darüber entscheiden, inwieweit Banken zukünftig an der Finanzierung dieser Geschäftsmodelle partizipieren werden. 1 Vgl. Wiebusch, Anja (2022): Nutzungsbedingte Finanzierungsmodelle für die Industrie 4.0. In: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 75 (7), S. 22-26. 2 Für Beispiele zur Ausgestaltung weiterer PPU-Modelle siehe Rüsberg, Lars (2022): IoT-based Finance – mit Daten Risiken managen. In: FLF 69 (5), S. 6. 3 Ein Beispiel für eine aktuelle Studie über die Herausforderungen und den aktuellen Stand der Digitalisierung im Bereich der Nachhaltigkeits-Berichtserstattung: https://epico.org/uploads/images/EPICO- Studie_Digitale-CO2-Nachweise-Aufbruch-fuer-die-nachhaltige-Transformation-der-europaeischen-Wirtschaft.pdf. 4 Siehe dazu die Studie von Küpper, Daniel et al. (2022): „Boosting Resilience with Production as a Service“. 01 | 2023 35

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