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die bank 01 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT 1 | Europäische

MARKT 1 | Europäische Banken – Bewertungsübersicht Stand: 22. November 2022 Banken Kurs 15.12.22 Kursziel Währung Market- Cap Adj. PE Divid-Rend. % KBV Adj.RoE % Mrd. EUR 2022 2023 2022 2023 2022 2023 2022 2023 ING 11,12 15,8 EUR 43,2 10,3 7,6 7,7 6,6 0,81 0,75 8,0 10,5 Erste Group Bank 27,99 43 EUR 12,50 6,2 6,2 6,5 6,8 0,65 0,62 11,7 11,0 BNP Paribas 52,2 67 EUR 65,8 6,1 7,1 8,2 7,1 0,56 0,52 10,2 8,1 Société Générale 22,24 31,8 EUR 20,3 5,1 5,3 9,0 8,0 0,36 0,34 7,9 7,5 Commerzbank 7,68 8,9 EUR 10,1 6,4 7,0 2,5 7,4 0,38 0,36 6,4 5,6 Deutsche Bank 9,83 16,3 EUR 21,4 5,6 5,5 2,9 3,4 0,34 0,32 7,3 6,9 UniCredit 12,78 15,5 EUR 43,1 6,3 6,7 6,8 6,1 0,44 0,40 7,9 6,5 Nordea 9,82 17,2 SEK 38,8 9,8 8,9 7,0 7,3 1,17 1,15 13,5 14,7 SEB Group 11,52 18,5 SEK 23,2 9,5 8,8 5,4 5,8 1,22 1,15 13,8 13,6 BBVA 5,39 7,65 EUR 34,9 5,7 6,0 8,5 7,9 0,71 0,67 14,1 12,0 Santander 2,68 4,15 EUR 44,5 4,9 5,2 8,8 8,4 0,47 0,43 12,5 10,9 Credit Suisse 2,85 4,4 CHF 10,6 n.a. 1,2 1,2 0,35 0,36 - 4,9 - 0,7 Barclays 156,62 262 BGP 28,9 4,5 4,3 4,2 4,8 0,43 0,40 11,7 11,3 Europa 882,4 7,4 6,7 6,5 7,1 0,71 0,68 10,7 11,4 Eurozone 481,2 7,1 6,8 7,6 7,3 0,62 0,58 10,0 9,7 Info: Kurs von Nordea, SEB in EUR, KBV; Kurs-Buchwert-Verhältnis, PE: Price-Earnings-Ratio (KGV) Quelle: UBS, European Banks, Sector Keys, November. Europas Banken mit guten Ergebnissen im 3. Quartal 2022 Nach Berechnungen der LBBW haben die europäischen Banken auf der Ertragsseite mit vielen anderen Branchen nicht mithalten können. Während beispielsweise die Energieunternehmen im dritten Quartal 2022 im Mittel ein Gewinnwachstum von 130 Prozent erzielten, ging das Gewinnwachstum der Finanztitel im Mittel um 12,5 Prozent zurück. Mit den anziehenden Zinsen im Euroraum werde sich das Aufholpotenzial für die Branche erst noch richtig entwickeln, sind sich die LBBW-Analysten sicher. Trotzdem konnten die Banken nicht nur bei den Erträgen, sondern auch bei den Gewinnen die Schätzungen der Analysten durchweg übertreffen. Was beim Blick auf die Ergebnisse überrascht, ist die Divergenz zu den Quartalsberichten der US-Häuser. Denn der Q3-Vergleich zwischen Europa und den USA zeigt in entgegengesetzte Richtungen. Bei den US-Großbanken führten ein schwächelndes Investment Banking sowie höhere Rückstellungen zu signifikanten Gewinnrückgängen bei Goldman Sachs, JP Morgan, Wells Fargo, Citigroup, Bank of America und Morgan Stanley. Dagegen überwog bei den europäischen Instituten grundsätzlich der positive Effekt durch die Zinswende in der Eurozone: So wies UniCredit ein Gewinnplus von über drei Fünftel aus. Banco Santander steigerte ihren Gewinn – wechselkursbereinigt – um 11 Prozent. Das bedeutet zugleich, dass damit Spaniens Nummer 1 den höchsten Neunmonatsgewinn ihrer Geschichte ausweisen konnte. Auch der Konkurrent BBVA verdiente im dritten Quartal im Vorjahresvergleich netto über 400 Mio. € mehr, und Sabadell, die Nummer 4 in Spanien, konnte das Vorsteuerergebnis fast verdoppeln. Bei den deutschen Instituten konnte die Deutsche Bank nahezu eine Verdreifachung beim Nettogewinn erzielen und damit die Früchte der Restrukturierung endlich ernten. Auch im von politischen Turbulenzen durchgerüttelten Großbritannien fielen die Quartalsberichte erfreulich aus – zumindest bei Barclays und Standard Chartered, mit einem Nettogewinnzuwachs von 10 Prozent bzw. 41 Prozent (yoy). Natwest, die frühere Royal Bank of Scotland, hat dagegen die Markterwartungen enttäuscht, da der Q3-Nettogewinn aus fortgeführten Aktivitäten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur stagnierte. Die Richtung vorgeben für das Geschäftsjahr 2023 könnten dagegen die Q3-Zahlen von Nordea, heißt es in der LBBW-Studie. Denn die skandinavische Bank mit Stammsitz in Finnland konnte zwar, wie der Konkurrent SEB aus Schweden, von den steigenden Leit- 10 01 | 2023

MARKT zinsen profitieren. Allerdings haben höhere Kosten, geringere Provisionseinnahmen sowie steigende Rückstellungen dies bei Nordea wieder zunichte gemacht. Unter dem Strich stagnierte der Gewinn, während SEB netto um ein Zehntel zulegen konnte. Insofern trübt bei den europäischen Banken einzig der Blick nach vorne deren derzeit starke Berichterstattung, wobei die Überraschungen zum Großteil auf der positiven Seite liegen. Deutsche Banken: profitabel wie lange nicht mehr Deutschlands Banken dürften in diesem Jahr so profitabel gewesen sein wie zuletzt vor zehn Jahren. Die Unternehmensberatung McKinsey traut in ihrer Bankenstudie den Instituten eine Eigenkapitalrendite von mehr als 5 Prozent zu. Ein Teil dieser Profitabilitätslücke zwischen Deutschland und dem Rest der Welt lasse sich auf die Vorsorgepolitik vieler deutscher Banken zurückführen, einen Teil ihrer Gewinne in die Reserven einzustellen. Nach Einschätzung der LBBW haben die Institute des deutschen Bankensystems ihre Risikotragfähigkeit in den letzten Jahren deutlich gesteigert. Neben höheren Kapitalquoten (CET1-Quote 15,2 Prozent) konnte die Asset- Qualität verbessert werden (NPL-Quote 0,9 Prozent). Im Jahr 2021 hätten auch gesteigerte Provisionserträge, TLTRO-III-Einnahmen und kräftig gesunkene Kreditrisikovorsorge geholfen, die Eigenkapitalrentabilität vor Steuern auf 5,1 Prozent zu verdoppeln. Trotz dieses Erfolgs stelle sich die Profitabilität aber weiterhin als unzureichend dar. 2023: Szenarien der Zinswende In Abhängigkeit der makroökonomischen Entwicklung erwartet McKinsey folgende Szenarien: inflationäres Wachstum und Stagflation. In beiden Szenarien rechnen die Experten damit, dass die Anfangsphase für die Banken positiv sein wird. Steigende Zinssätze werden die Zinserträge ansteigen lassen, da kurzfristige Kreditprodukte, wie z. B. Konsumentenkredite, schneller neu bewertet würden als Verbindlichkeiten. Sollte die von der EZB vorangetriebene Zinswende graduell erfolgen, sollte sich das positiv auf die Marge der Banken auswirken. Die weltweiten Bankerträge dürften um 5 bis 6 Prozent steigen. Was wird jedoch passieren, wenn sich das Wirtschaftswachstum verschlechtert, gefolgt von einer Phase, in der die Auswirkungen des Szenarios voll zum Tragen kommen? Für die Banken könnte es drei Auswirkungen geben – eine Verlangsamung des Volumenwachstums, höhere Kosten und mehr Zahlungsausfälle – die je nach Szenario gering oder groß ausfallen können. Die Divergenz werde sich durch diese Szenarien weiter fortsetzen. Während die Banken im asiatisch-pazifischen Raum von den besseren makroökonomischen Aussichten profitieren könnten, dürften die europäischen Banken die vollen Auswirkungen des Szenarios früher und mit nachteiligeren Folgen zu spüren bekommen. Im Fall einer lang anhaltenden Rezession könnte die Eigenkapitalrendite für europäische Banken auf unter 6 Prozent fallen – und damit stärker als die Renditen in anderen Wirtschaftsräumen. Risiko fallender Häuserpreise Neben der schwachen Konjunkturdynamik und der Gefahr von Kursverlusten bei Anleihebeständen könnten die fallenden Häuserpreise zu den wichtigsten Risikofaktoren im europäischen Bankensystem gehören. Immerhin sind in der gesamten Eurozone die nominalen Hauspreise um 25 Prozent höher als zu Beginn des Jahres 2019. In den verwobenen europäischen Finanzund Immobilienmärkten wäre eine Krise in Großbritannien auch eine Belastung für Deutschland, heißt es im jüngsten Finanzstabilitätsbericht der EZB. Das Beispiel von der Insel zeige aber vor allem, wie weit verbreitet die Risiken auch für die Bundesrepublik und den Rest Europas seien. Aufgeblähte, teils völlig überhöhte Immobilienpreise, steigende Zinsen und hohe Inflation erhöhten das Risiko einer Verkaufspanik, betont die Zentralbank. Nach Ansicht der EZB hätten die kurzfristigen Abwärtsrisiken für Wohnimmobilienpreise erheblich zugenommen. Auch die Ratingagentur S&P sieht erhebliche latente Risiken in den Hypothekenportfolios der Banken in Europa. Laut ihren Erhebungen hätten europäische Banken (Stand März 2022) Wohnbau-Hypotheken im Wert von 4,1 Bio. € im Bestand, was einem Drittel der Kundenkredite entspräche. Als positiv könnte sich jedoch die Tatsache erweisen, dass die meisten europäischen Banken ihre Portfolios an notleidenden Hypothekenkrediten (NPL) auf ein historisch niedriges Niveau von etwa 1 bis 2 Prozent gesenkt haben, ist einer Analyse von S&P zu entnehmen. 01 | 2023 11

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