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die bank 01 // 2022

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT

MANAGEMENT GESCHÄFTSMODELLE: NIIIO Herr Horch will hoch hinaus Die Zeit der Pandemie hat die Niiio Finance Group gut genutzt. CEO Johann Horch sammelte Kapital ein, baute einen Vertrieb auf und analysierte eingehend attraktive Kandidaten für den ersten Zukauf. Schließlich soll die Software-as-a- Service-Plattform für Asset- und Wealth Management mithilfe von Übernahmen in neue Dimensionen wachsen. „die bank“ sprach mit Johann Horch über ehrgeizige Pläne, den Segen der Kirche, Stärken und Schwächen des Homeoffice und die Vorzüge der Bachstelze. die bank: Herr Horch, wenn Sie Ihr Geschäftsmodell in einer Elevator Speech erklären müssten, wie würden die Sätze lauten? Johann Horch: Wir sind die einzige europäische Software-as-a-Service-Plattform, die die komplette Wertschöpfungskette des Asset- und Wealth Managements digital abbilden kann und einen One-Stop- Shop für ihre Kunden anbietet. die bank: Gibt es nicht viele Wettbewerber, die das auch für sich beanspruchen würden? Was ist Ihr USP? Horch: Wenn man sich alle Einzelteile der Wertschöpfungskette anschaut – also Endkundengewinnung, Onboarding, Vermögensplanung, Risk Engine, Anlageberatung, Vermögensverwaltung, Reportcontrolling und Custody, dann besetzen die größten Player immer nur je- 24 01 | 2022

MANAGEMENT weils einen der Bereiche, aber niemals alle. Der Markt ist extrem zersplittert, ganz anders als etwa in Amerika. Wir aber haben in jedem Bereich und in jeder Kundengruppe – zum Beispiel Banken, Asset Manager, Vermögensverwalter, Versicherungen, FinTechs – einen Fußabdruck hinterlassen. Der ist aktuell noch sehr klein, aber das hat noch keiner geschafft. Wir betreiben als einziges Unternehmen eine SaaS-Plattform mit eigener Software im eigenen Rechenzentrum, so wie Amazon oder Google. die bank: Niiio hat angekündigt, ab 2022 durchschnittlich um 100 Prozent jährlich wachsen zu wollen. Mittelfristig will Niiio EBITDA-Margen zwischen 10 und 20 Prozent erreichen. Das klingt ja sehr ambitioniert. Horch: Ja, unser Ziel ist es, in den nächsten zehn Jahren eine der Top-5-Software-Plattformen für Asset- und Wealth Management in Europa zu werden. Die kritische Größe für eine paneuropäische Plattform liegt bei etwa 300 Mio. € Umsatz und mehr als 1.000 Kunden. Nur dann kann man ausreichend skalieren und Synergien wirklich heben. Wir hätten dann ungefähr 2,5 Prozent des Markts. Um das zu schaffen, haben wir im letzten Jahr eine neue Vertriebsstruktur aufgebaut und peilen neben starkem organischen auch anorganisches Wachstum an. die bank: Ihr Unternehmen haben Sie im Jahr 2006 gegründet. Seitdem hatten Sie gar kein Vertriebsteam? Horch: Wir haben in diesem Jahr mehr als 7 Mio. € eingesammelt, um unsere Firma neu aufzustellen. Im Januar 2021 kamen 2,3 Mio. € aus einer Kapitalerhöhung. Damit haben wir den Vertrieb zum 1. Juli installiert, der die Kunden künftig strukturierter angehen soll. Bislang hatten wir gar kein Vertriebsteam. Ich habe den Vertrieb zumeist in Personalunion mitgemacht, ich war sozusagen der Sales Guy. Wir hatten nur externe Mittler, aber keine internen Profis. Wir haben aber festgestellt, dass die großen Plattformen 20 Prozent ihrer Teams für den Vertrieb einsetzen. 5 Mio. € haben wir dann noch durch eine Wandelschuldverschreibung eingesammelt, um unsere Kernbereiche – Robo Advisory, Blockchain-Technologie und unsere Software- Plattform – weiterentwickeln zu können. die bank: Wachsen will Niiio nicht nur über den gestärkten Vertrieb, sondern vor allem auch über Zukäufe. In den vergangenen Monaten haben Sie sich mehr als 120 Unternehmen angeschaut. Wann ist mit einer Übernahme zu rechnen, und was ist das Ziel der Übernahme? Horch: In die potenziellen Zukäufe haben wir zuletzt sehr viel Zeit investiert. Dafür habe ich unter anderem mit Daniel Berndt einen COO geholt, der von Raisin (Weltsparen) kommt und eine spezialisierte Strategieberatung mandatiert. Wenn wir die führende europäische Plattform bauen wollen, geht das nur über sehr starkes anorganisches Wachstum. Wie im November 2021 vermeldet, haben wir mit Patronas die erste Transaktion erfolgreich abgeschlossen. Damit wollen wir zeigen, dass unser Vorhaben grundsätzlich durchführbar ist. In Europa wollen wir also über Übernahmen wachsen, ebenso wie über unsere Kunden, die uns nach Europa tragen. die bank: Ohne neues Kapital werden Sie den strammen Wachstumskurs aber wohl kaum finanzieren können… Horch: Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, werden wir zu gegebener Zeit ein weiteres Funding anstreben. Dann reden wir von einer deutlich höheren Summe als bisher. 01 | 2022 25

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