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die bank 01 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE

BERUF & KARRIERE Führungskräfte müssen Wirkung erzielen Das bedeutet: Führungskräfte, die sich als Influencer verstehen, brauchen eine hohe Achtsamkeit und viel Empathie, also ein hohes Einfühlungsvermögen. Sie müssen zudem bereit und fähig sein, ihr Denken und Handeln situations- und kontextabhängig daraufhin zu überprüfen, inwieweit sie damit die gewünschte Wirkung erzielen – sich also selbst als Lernende begreifen. Als Führungskraft ein Influencer zu sein, bedeutet demzufolge nicht primär, in den Sozialen Medien ständig präsent zu sein. Das ist, wenn überhaupt, ein Nebenaspekt bzw. eine Folgewirkung eines entsprechenden Selbstverständnisses. In den Unternehmen spielt zwar die Kommunikation per Mail und mittels Kollaborationstools und Kommunikationssystemen wie Teams, Zoom oder Skype eine immer größere Rolle. Also müssen Führungskräfte diese Tools auch effektiv nutzen – insbesondere, wenn sie virtuelle Teams leiten oder ein Teil ihrer Mitarbeiter bzw. Netzwerkpartner an anderen Standorten oder im Homeoffice arbeitet. Anders verhält es sich jedoch bezogen auf die klassischen Social Media wie Facebook, LinkedIn, Instagram & Co. Sie spielen zumindest im Führungsprozess eine eher marginale Rolle, weil sich in ihm die wesentliche Kommunikation immer noch im persönlichen Kontakt vollzieht – sei es im Face-to face-Gespräch oder via Telefon oder per Mail. Führungskräfte können von Influencern lernen Dessen ungeachtet können Führungskräfte von den sogenannten Influencern in den Social Media einiges lernen, wenn es um die Frage geht: „Wie erreiche ich, dass andere Menschen mir folgen und sich von mir direkt oder indirekt beeinflussen lassen?“ 68 01 // 2021

BERUF & KARRIERE 1. Influencer zeigen sich und stellen sich dem Diskurs. Ein wichtiger Punkt – so banal dies klingt: Influencer sorgen dafür, dass sie sichtbar sind, etwa indem sie regelmäßig ihre Social-Media-Kanäle bespielen und ihr virtuelles Netzwerk pflegen. Ähnliches gilt auch für alle Personen, die Influencer sind oder sein möchten. So war es auffallend, wie oft unsere Spitzenpolitiker speziell in der Corona-bedingten Lockdown-Phase nach einem gewiss anstrengenden Arbeitstag abends noch in Fernseh-Talkshows saßen, um ihr Denken und Handeln der Bevölkerung zu vermitteln und so zu erreichen, dass diese ihre Entscheidungen mitträgt. Das heißt, eine Führungskraft, die sich nur hinter ihrem Schreibtisch und Aktenbergen verbirgt, wird nie ein Influencer, denn eine Voraussetzung hierfür ist, dass man die Kommunikation mit den Netzwerkpartnern gezielt suchen muss. 2. Influencer stehen erkennbar für gewisse Werte. Ein weiterer, wichtiger Punkt bei fast allen erfolgreichen Influencern, die keine reinen Selbstdarsteller sind: Sie haben eine klare Botschaft bzw. stehen erkennbar für gewisse Werte. Dies sollte auch bei Führungskräften der Fall sein, denn sonst sind sie für ihre Netzwerkpartner unberechenbar. Wenn sie in ihrem Denken und Handeln für alle sichtbar, wie ein Rohr im Wind schwanken und auf ihre Haltung kein Verlass ist, fasst auch niemand zu ihnen Vertrauen. Und dies führt wiederum dazu, dass man ihren Ideen bzw. Überzeugungen nicht zu folgen bereit ist. Dies ist jedoch gerade in unsicheren Zeiten wie den aktuellen, in denen auch viele (Handlungs-) Strategien in den Unternehmen auf dem Prüfstand stehen, für den Führungserfolg extrem wichtig. 3. Influencer inszenieren ihre Auftritte. Ein weiterer Punkt ist: Alle erfolgreichen Influencer überlassen ihr Auftreten nicht dem Zufall. Sie inszenieren ihre Auftritte, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Diesbezüglich haben viele Führungskräfte noch Entwicklungspotenzial. Das zeigte sich u. a. bei den Online Meetings in der Lockdown-Phase nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie. Bei diesen Meetings war immer wieder zu registrieren: Z Führungskräfte loggen sich meist als letzter Teilnehmer, oft sogar verspätet, ein, Z sie tragen im Homeoffice häufig sehr legere Freizeitkleidung, Z sie hängen nicht selten schlaff auf ihrem Stuhl und Z im Hintergrund sieht man bei ihnen zum Beispiel ein Strandbild mit Palmen. Dabei war eine Botschaft, die die Führungskräfte ihren Mitarbeitern in den Online-Meetings eigentlich stets vermitteln wollten: „Wir arbeiten nun zwar im Homeoffice, doch ansonsten gilt: Business as usual.“ Von ihrem persönlichen Auftritt ging jedoch oft die gegenteilige Botschaft aus. Einer Führungskraft, die sich als Influencer versteht, passiert ein solches Missgeschick nicht oder nur selten, denn sie reflektiert vor ihrem öffentlichen Auftritt: Welche Wirkung will ich erzielen bzw. welche Botschaft will ich vermitteln, und wie sollte ich mich folglich präsentieren bzw. inszenieren? Auch dies erfordert eine gewisse Selbstreflexion, die stets nötig ist, wenn Menschen ihre gewohnten Reiz-Reaktionsmuster durchbrechen und sich weiterentwickeln möchten. FAZIT Influencing wird das Führen von morgen sein. Allerdings ist eine gezielte Weiterentwicklung der Führungskräfte nötig, wenn diese in ihrem Umfeld als echte Influencer wahrgenommen werden möchten. Denn nur, wenn es den Führungskräften gelingt, andere Menschen für sich und ihre Ideen zu begeistern, können sie in der von rascher Veränderung und sinkender Planbarkeit geprägten VUCA-Welt ihre komplexer werdende Führungsaufgabe noch erfolgreich wahrnehmen. Als Einzelkämpfer bzw. Lonely Heroes wird ihnen dies nicht gelingen. Autorin Barbara Liebermeister leitet das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ) in Frankfurt. Zudem ist sie als Managementberaterin und Vortragsrednerin aktiv. 01 // 2021 69

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