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die bank 01 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT ZINSRISIKO IM

MARKT ZINSRISIKO IM BANKBUCH Kommt mit der Zinswende das Zinsrisiko zurück? In der Niedrigzinsphase war das Zinsrisiko in den Hintergrund getreten. Nun ist jedoch eine Zinswende zumindest absehbar: Die US-Notenbank hat die Zinsen bereits angehoben, und die Zinsen von US-Staatsanleihen sind gestiegen. Marktbeobachter erwarten dies auch für den Euroraum. Die damit einhergehenden Risiken gewinnen für die Institute an Bedeutung. Vor allem im Rahmen von aktuellen Stresstests stehen Zinsrisiken auch im Mittelpunkt des Interesses der Aufsicht – Anlass genug für Banken, sich kritisch mit etablierten Mess- und Managementverfahren für das Zinsrisiko zu beschäftigen. Die Niedrigzinsphase in der Eurozone dauert bereits seit dem Jahr 2009 an – weit länger und niedriger als jemals zuvor. Die niedrigen und zum Teil gar negativen Zentralbank- und Kapitalmarktzinsen haben vor allem den deutschen Banken in den letzten Jahren Anlass zur Klage geboten und viele Banken unter Druck gesetzt, sich mit ihrem zinslastigen Geschäftsmodell und insbesondere der Diversifizierung der immer noch dominierenden Zinserträge um Provisionserträge auseinanderzusetzen. Eine Zinswende ist in der Eurozone bisher ausgeblieben, aber die Anzeichen für eine kommende Änderung werden stärker: So erwarten Marktbeobachter mit der Beendigung des Anleihenkaufprogramms der EZB bis Ende 2018 einen Zinsanstieg in der Eurozone. Ein geringfügiger Anstieg der Umlaufrenditen für deutsche Staatsanleihen aber auch der Swap-Sätze ist bereits seit 2016/2017 zu beobachten. Auch wird von der EZB eine Abkehr von der Niedrigzinspolitik und folglich eine Anhebung des EZB-Einlagenzinssatz erwartet, allerdings nicht vor Mitte des Jahres 2019. Andererseits verbleibt mit dem seit Monaten währenden Haushaltsstreit zwischen der italienischen Regierung und der EU-Kommission Unsicherheit bezüglich des fiskalischen Umfelds. Während sich die Euro-Zinsen somit auf einem historischen Tief befinden und eine Zinswende zumindest wahrscheinlich ist, 8 01 // 2019

MARKT 1 | US-Staatsanleihen- und Zentralbankzinssätze 2008 - 2018, Zinssatz in % 4,5 US-Zinsanstieg 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 10-jährige US-Staatsanleihen 2-jährige US-Staatsanleihen US Federal Funds Rate (Zentralbankzinssatz) Quelle: Federal Reserve, Oliver Wyman Analyse. sind die US-Zinsen bereits wieder angestiegen. Das gilt sowohl für die Umlaufrenditen von US-Staatsanleihen als auch für den Zentralbankzins der Federal Reserve. ÿ 1 Was bedeutet eine Zinswende für das Zinsrisiko? Im aktuellen Umfeld sollte eine Zinswende und das damit verbundene Zinsrisiko nicht unterschätzt werden. Grundsätzlich gilt, dass sowohl weiterhin niedrige Zinsen als auch plötzliche und rapide Zinsveränderungen, insbesondere Zinsanstiege, den Banken und den Märkten Probleme bereiten können. Langanhaltend niedrige Zinsen belasten den Zinsüberschuss und damit die nachhaltige handelsrechtliche Ertragskraft, denn Sichteinlagen von Kunden verzinsen sich oft gar nicht oder nur sehr geringfügig. Dagegen müssen Banken als alternative Refinanzierung am Kapitalmarkt mindestens die Umlaufrendite von Staatsanleihen plus üblicherweise einen Aufschlag für das eigene Ausfallrisiko zahlen. Für den Fall, dass Umlaufrenditen niedrig oder gar negativ sind, kostet Banken eine Refinanzierung am Kapitalmarkt ähnlich wenig, wenn nicht sogar weniger als über Sichteinlagen.Im Fall von deutlich positiven Umlaufrenditen verdienen Banken bereits an der Differenz zwischen – zumindest historisch – niedrigen oder Null-Einlagenzinssätzen und dem Kapitalmarktzinssatz, der wiederum den Mindestzins für Kredite auf der Aktivseite darstellt. Bezüglich der Zinsänderungen liegt das Risiko in der unterschiedlichen Höhe und zeitlichen Anpassung der Zinssätze für die regelmäßig unterschiedlichen Laufzeiten von Bank- Aktiva und -Passiva. Ein höheres Zinsniveau sollte den Zinsüberschuss per se stärken. Dagegen sind insbesondere mit einem Zinsanstieg typischerweise negative unmittelbare Auswirkungen verbunden: ZZ ZZ ZZ ZZ Veränderungen der Kapitalmarktzinsen haben direkt nur Auswirkungen auf die barwertige oder auch „Mark to Market“ genannte Bewertung der Zinsposition. 1 Im Zinsüberschuss werden diese erst mit dem Auslaufen und Ersetzen von Aktiva und Passiva entsprechend ihrer Zinsbindung zum veränderten (insbesondere gestiegenen) Zinsniveau spürbar; bei Sichteinlagen oft abgedämpft, da diese Kapitalmarktzinsbewegungen regelmäßig nur zu einem kleinen Teil nachvollziehen – auch wenn bestimmte Einlagensegmente hier reagibler geworden sind. Im Kontrast dazu könnte ein weiterer deutlicher Zinsrückgang, wenn auch als weniger wahrscheinlich gesehen, zu übermäßigen vorfälligen Kreditkündigungen und damit verbundenen Verlusten im Zinsertrag führen, während Einlagenzinsen nach unten, insbesondere jenseits der Nullmarke, nur beschränkt reagibel sind. Auf eine typische Bankbilanz mit längeren Aktiva- als Passiva-Laufzeiten wirkt sich ein Zinsanstieg negativ auf sowohl Zinsüberschuss als auch Barwert der Zinsposition aus. Mit einfacher Finanzmathematik kann verdeutlicht werden, dass die „Mark to Market“-Wertveränderungen aufgrund von Ausschlägen der Kapitalmarktzinsen deutlich größer sind als Auswirkungen im 01 // 2019 9

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