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die bank 01 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

SCHWERPUNKT

SCHWERPUNKT ZAHLUNGSVERKEHR MULTIBANKING Auf dem Weg zur Hausbank 2.0 Die Zweite Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) soll den Wettbewerb im Banking stärken, unter anderem durch einen besseren Konto-Zugang für Drittdienstleister. Das ermöglicht den weiten Einsatz von Kontoaggregatoren als Mittel im Kampf um die Kundenschnittstelle. Deutsche Bankkunden wollen aber ihr Mul tibanking am liebsten bei ihrer bisherigen Hausbank einrichten – eine Chance für diese, sich von der Hausbank 1.0 zur Hausbank 2.0 zu entwickeln. 74 01 // 2019

SCHWERPUNKT ZAHLUNGSVERKEHR Seit Anfang 2018 gelten die Regelungen der europäischen Zahlungsdiensterichtlinie PSD2. Eines der wesentlichen Ziele dieser Richtlinie lautete: Neben Banken und anderen Etablierten auch „neue und innovative Akteure […] am Wettbewerb um digitale Zahlungsdienste beteiligen zu können“, wie es die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager schon 2015 formulierte. Ein wesentliches Mittel zum Zweck ist das Aufbrechen bestehender Informationsmonopole. Digitale Schnittstellen zum Konto, die verpflichtend anzubieten sind, sollen Dritten – und nicht mehr nur der Hausbank – Zugriff auf detaillierte Kunden- und Kontodaten erlauben. Die Hoffnung der EU-Kommission und der Drittanbieter auf der einen und die Befürchtung der eingesessenen Finanzinstitute auf der anderen Seite war, dass ein wesentlicher Vorteil der Hausbank wegfällt. Nämlich der, als Einzige zu wissen, was die Kunden finanziell bewegt. Jetzt können auch Zahlungsauslösedienste (ZAD) und vor allem Kontoinformationsdienste (KID) ihre Services anbieten, ohne dass die Kunden ein Konto bei ihnen führen müssten. Bei diesen Überlegungen spielen Kontoaggregatoren oder Multibanking-Angebote eine wichtige Rolle: Sie sind von vornherein so angelegt, dass die Kunden Konten, Depots und andere Finanzprodukte gleich mehrerer Anbieter an einem zentralen Ort verwalten können. Angeboten wird Multibanking sowohl durch klassische Banken als auch durch Fin- Techs oder „neutrale“ Dritte, etwa im Rahmen von Finanz-Softwarepaketen. Damit erreicht der Kampf um die Kundenschnittstelle direkt das Herzstück der Kundenbeziehung, das Girokonto. Entscheidend ist nicht mehr, wo der Kunde sein Konto hat, sondern über welchen Zugang er es nutzt. Der Anbieter, über den der Kunde auf seine Konten zugreift, ist dadurch viel besser in der Lage, ihm weitere Beratungsleistungen und Finanzprodukte anzubieten. Banken, die keinen direkten Draht zum Kunden mehr besitzen, werden zu kontoführenden Zahlungsdienstleistern degradiert. Das Zahlungskonto würde so zur austauschbaren Commodity. Die Hausbank – Ein‘ feste Burg? Wenn man aber Kunden fragt, zeigt sich ein differenziertes Bild. Sie beurteilen die Eignung klassischer Hausbanken, Nebenbanken, Fin- Techs und Technologiekonzerne für Multibanking höchst unterschiedlich. Das zeigen die Ergebnisse der Sonderauswertung „Digitale Dienste“ aus der BLC Bankkunden-Studie 2018. Im repräsentativen Querschnitt der Bankkunden steht Multibanking noch am Anfang. Der Begriff ist heute ungestützt zunächst nur jedem Dritten bekannt – etwas mehr unter jüngeren Bankkunden und jenen, die bei Direktbanken ihr Hauptkonto führen. Jedoch hat bereits jeder Zweite Konten bei mehr als einer Bank. Von diesen Kunden kann sich eine Mehrheit vorstellen, Multibanking in Zukunft zu nutzen (rund 60 Prozent). Gerade Kunden unter 40 Jahren sind Kontoaggregatoren gegenüber besonders aufgeschlossen: Fast drei Viertel von ihnen nutzen sie bereits oder können sich das vorstellen. Eine gute Basis und Perspektive also für Multibanking. Doch die Frage, von wem ein Kontoaggregator angeboten wird, hat einen ganz erheblichen Einfluss auf die Kundenakzeptanz. Mit klarem Abstand bevorzugen deutsche Bankkunden ihre Hausbank als Anbieter solcher Dienste. Drei von vier Kunden würden sich dort, wo auch das wichtigste Konto geführt wird, ihren Multibanking-Dienst einrichten. Die Tendenz, der Hausbank den Vorzug zu geben, ist unter älteren Kunden besonders ausgeprägt. Doch auch mehr als 70 Prozent der jungen Kunden würden so handeln. Bereits abgeschlagener Zweiter sind hier Zahlungsdiensteanbieter wie PayPal, bei denen immerhin gut 30 Prozent der Kunden mehrere Konten verwalten würden. Damit liegen sie noch deutlich vor anderen Banken – also Nebenbanken –, bei denen nur rund jeder fünfte Kunde einen Multibanking- Dienst in Anspruch nehmen will. ÿ 1 Telekommunikationsanbieter wie die Telekom und vor allem Internetkonzerne wie Google und Amazon sind derzeit nur für einen Bruchteil der Befragten ein geeigneter potenzieller Anbieter. Gerade einmal zwischen fünf und sieben Prozent der deutschen Verbraucher würden hier gerne Multibanking betreiben. Auch unter jüngeren Kunden finden sich kaum mehr Interessierte. Somit wird sich dieses Gesamtbild in den nächsten Jahren nicht ohne weiteres Zutun verschieben. Neben dem Anbieter sind den Kunden auch zwei weitere Faktoren wichtig: Einerseits soll das grundlegende Multibanking-Angebot kostenlos sein, andererseits dürfen Daten des Kunden nur mit dessen Erlaubnis ausgewertet werden. Beides ist für mehr als drei Viertel 01 // 2019 75

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