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die bank 01 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

SCHWERPUNKT

SCHWERPUNKT ZAHLUNGSVERKEHR für die Pflege von Kundenbeziehungen und eine zentrale Triebfeder für das sogenannte Cross Selling – den Verkauf von Produkten über bereits bestehende Kundenkontakte. Den Verbrauchern steht mit TIPS ein Zahlungsmittel zur Verfügung, das vielseitig einsetzbar ist, etwa im Online-Handel oder für den bargeldlosen Transfer von Privatperson zu Privatperson. TIPS bzw. die SEPA-Echtzeitüberweisung bedeutet Hellrung zufolge auch im Zahlungsverkehr eine Echtzeitabwicklung, so wie es heute schon bei vielen Prozessen im Internet Standard sei. Aber auch in der realen Welt stelle das neue System einen Vorteil gegenüber konventionellen Verfahren wie Bargeld dar. Es könnten auch Private-to-Private- Geschäfte mittels Buchgeld abgewickelt werden und das nicht nur für Kleinbetragszahlungen. „In Deutschland waren Instant-Payment- Transaktionen bisher nur bis zu einem Limit von 15.000 € möglich. Künftig soll diese Grenze nicht mehr gelten. Somit steht etwa auch dem Gebrauchtwagenkauf mit direkter Übergabe der Fahrzeugpapiere nichts mehr im Wege“, erläutert Hellrung. „Wir leben bereits in einer Real-Time- Welt“ Es stellt sich jedoch die Frage, weshalb die Banken den Zahlungsverkehr beschleunigen wollen, obwohl die zeitverzögerten Überweisungen ihnen bislang finanzielle Vorteile brachten. Schließlich gaben sie das ein- und ausgehende Geld ihrer Kunden nicht sofort weiter, sondern arbeiteten noch kurz damit. Im aktuellen Zinsgefüge sei jedoch schlicht kein Ertrag mehr zu erzielen, betont Thomas Feiler, Instant-Payment-Experte beim europäischen Zahlungsabwicklungsanbieter equens- Worldline. Vielmehr sei es heutzutage deutlich wichtiger für Banken, relevant und attraktiv zu bleiben: „Wir leben bereits in einer Real-Time- Welt und sind es gewohnt, Informationen in Echtzeit zu erhalten – beim Zahlen wird dies genauso erwartet.” Dem stimmt Hellrung zu: „Informationen, Waren und Dienstleistungen sind heute online sofort und rund um die Uhr verfügbar.” Es sei Verbrauchern immer weniger vermittelbar, warum Zahlungen heute noch bis zu einem Geschäftstag dauerten. „Wenn die Banken dies nicht berücksichtigen, laufen sie Gefahr, den Anschluss an innovativere Zahlungsdienstleister zu verlieren“, betont Hellrung. Der Zahlungsverkehr und die Abwicklung seien Kerngeschäftsfelder von Banken und Sparkassen, sekundiert die Pressestelle der EZB. Insofern liege es im Eigeninteresse der Institute, ihren Kunden SEPA-Echtzeitüberweisungen anzubieten, wenn sie auch künftig an den Erträgen im Zahlungsverkehr partizipieren wollten. Schon seit dem Jahr 2012 gebe es die Vorgabe, elektronisch vom Kunden eingereichte SEPA-Überweisungen innerhalb eines Bankgeschäftstags an das Empfängerinstitut europaweit weiterzuleiten. Transaktionsgebühren dienen der Kostendeckung Die EZB setzt auf ein attraktives Pricing, um die Banken vom Anschluss an TIPS zu überzeugen. Die einzige Gebühr, die die Notenbank verlangt, ist eine transaktionsbasierte Abgabe von 0,2 Cent pro Instant Payment. Die ersten zehn Mio. Zahlungen sollen für jede Bank bis Ende 2019 sogar kostenlos sein. Die Gebühr diene der Kostendeckung, es sei nicht vorgesehen, einen Gewinn zu erwirtschaften, erklärt die EZB-Pressestelle. Die Höhe der Ab- 64 01 // 2019

SCHWERPUNKT ZAHLUNGSVERKEHR gabe sei zudem für zwei Jahre garantiert. Die Notenbank geht davon aus, dass die Volumina von Echtzeitzahlungen innerhalb dieser Zeit soweit zunähmen, dass sie mit der Gebühr eine Kostendeckung erreichen könne. Einer Prognose der EZB zufolge könnten in der Eurozone binnen fünf Jahren täglich etwa zehn Mio. Sofortzahlungen geleistet werden. Dies entspreche rund einem Zehntel der täglichen Transaktionen mit allen Arten von Zahlungskarten. Der Finanzstandort Deutschland hatte im Bereich Echtzeitzahlungsverkehr in den letzten Jahren keine Vorreiterrolle. Die EZB führt als Grund dafür die Fragmentierung des deutschen Bankenmarkts an. Zudem würden viele Institute, die schon Echtzeitzahlungen offerieren, diese als hochpreisigen Premium-Service zur Verfügung stellen. Außerdem seien zahlreiche Geldhäuser noch mit der Modernisierung bzw. Erneuerung bestehender interner Systeme befasst. Hellrung führt als Ursache für das Zögern hierzulande an, dass die heutigen Abwicklungsgeschwindigkeiten mit Gutschrift beim Empfänger innerhalb eines Bankgeschäftstags für die meisten Zahlungsprozesse der Kunden mehr als ausreichend seien. Insofern hätten die Verbraucher bislang keinen Bedarf an einer schnelleren Abwicklung gesehen, denn diese bedeute für die Kunden auch einen schnelleren Geldabfluss. Aufnahme weiterer Währungen möglich Bislang kommt TIPS ausschließlich in der Euro-Zone zum Einsatz. Da es sich um ein mehrwährungsfähiges System handelt, steht Hellrung zufolge der Aufnahme anderer Währungen nichts entgegen. Der EZB gegenüber wurde schon verschiedentlich das Interesse weiterer Währungen am Zugang zu TIPS bekundet. Thomas Feiler geht noch einen Schritt weiter: „Instant Payments sollten künftig unabhängig von Ort oder Währung möglich sein. Der ISO- Standard 20022, der derzeit für SEPA-Zahlungen in Europa gilt, könnte zum globalen Standard für Instant Payments werden.” TIPS wurde in enger Kooperation mit den europäischen Banken entwickelt. Der Rat der Europäischen Zentralbank beschloss die Umsetzung eines harmonisierten und standardisierten pan-europäischen Services zur Abwicklung von Echtzeitzahlungen am 21. Juni 2017. Die Notenbank erwartet, dass im Laufe des Jahres 2019 viele Geldhäuser in Europa, die noch Zeit für die Anpassung ihrer Prozesse benötigen, Echtzeitzahlungen anbieten und über TIPS abwickeln werden. FAZIT Jahrzehntelang war es üblich, dass Kunden in Europa 24 Stunden oder länger auf eine Geldüberweisung warten mussten. Das ist nun vorbei. Denn das neue Zahlungssystem TIPS der EZB macht Echtzeitüberweisungen möglich. Verbraucher profitieren zum Beispiel im Online-Handel von dem neuen Verfahren. Die Kreditwirtschaft muss eine gewaltige Aufgabe stemmen. Denn die Umstellung auf TIPS erfordert hohe Investitionen in die Infrastruktur von Zahlungsdienstleistern. TIPS kommt zunächst nur in der Eurozone zur Anwendung. Doch eine Aufnahme weiterer Währungen ist gewünscht und auch technisch umsetzbar. Autor Dogan Michael Ulusoy Der Bank-Verlag lädt am 20. Februar 2019 zum siebten Mal in Folge zur Fachkonferenz „Zahlungsverkehr der Zukunft“ein. Die Veranstaltung richtet sich an Mitarbeiter, Fach- und Führungskräfte im Zahlungsverkehr von Kreditinstituten und findet im Ameron Köln Hotel Regent statt. Das Treffen gehört zu den größten Branchenveranstaltungen seiner Art in Deutschland. 01 // 2019 65

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