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die bank 01 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT 1 | Diese 5

MANAGEMENT 1 | Diese 5 Faktoren sichern eine erfolgreiche Bankenfusion 1 2 3 4 5 Erfolgsfaktor Überzeugende „Fusionsstory“ mit klaren Synergiepotenzialen Strukturierte Erarbeitung der neuen Zielorganisation Besetzung von Führungskräften und Mitarbeitern in der Zielorganisation Change Management & Kommunikation Straffe Projektsteuerung & Umsetzungscontrolling Nutzen Überzeugung aller relevanten Stakeholder, die Fusion zu unterstützen. Alle Synergien realisieren, die durch die Fusion erreicht werden sollen/ wettbewerbsfähige Aufstellung sicherstellen. Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei personellen Veränderungen. Harmonisches kulturelles Zusammenwachsen beider Institute/ negative Außenwirkung vermeiden. Effiziente Ressourcennutzung in der Projektphase/ bessere Planbarkeit. und in der darauf folgenden Integrationsphase – also nach Abschluss des juristischen Zusammenschlusses – zu bewältigen. 1. Eine überzeugende „Fusionsstory“ Als ersten wesentlichen Erfolgsfaktor in der Anbahnungsphase nennt ein Großteil der Befragten die Zustimmung ihrer Gremien zum geplanten Zusammenschluss. Rund 25 Prozent der fusionserfahrenen Banken sehen diese Zustimmung als höchste Priorität. Der Grundstein für eine erfolgreiche Fusion wird bereits in den Sondierungsgesprächen gelegt. Hier sollten die ersten Beweggründe für eine Zusammenlegung in eine überzeugende Fusionsstory überführt werden. Diese stellt die Vorteile der Fusion für die verschiedenen Stakeholder heraus und beschreibt das Zielbild und Anspruchsniveau - auf Ertrags- und Kostenebene - des neuen konsolidierten Instituts. 2. Eine effiziente und strategisch starke Zielorganisation Synergien zu erzielen ist der zweite Schlüsselfaktor. Insbesondere kleine Institute tun sich damit jedoch schwer. Für sie, aber auch für alle anderen Banken ist ein Zielbetriebsmodell hilfreich, das die künftige optimale Unternehmensarchitektur definiert. Es fungiert wie eine Brücke zwischen Strategie und Umsetzung und hilft, durch die Reorganisation der operativen Einheiten, die Effizienz zu steigern. Hierbei ist neben der Möglichkeit zur Standardisierung vor allem die Prozessqualität, -harmonisierung und -transparenz für Banken interessant. In der Erarbeitung der zukünftigen Zielorganisation sind dabei Geschwindigkeit und die strukturierte Konzeption des Geschäftsmodells wesentlich. Am Ende hängt die erfolgreiche Implementierung des Zielbetriebsmodells von den Führungskräften und Mitarbeitern ab. Diese müssen in kurzer Zeit die Strukturen und Abläufe der Althäuser vereinheitlichen. Neben einer erfolgskritischen Bewertung und Priorisierung der Aufgaben benötigen die Führungskräfte dafür einen strukturierten Rahmen mit fachlichem Input. Damit viel Zeit auf die konzeptionelle Ausgestaltung der Einheiten verwendet werden kann, empfehlen sich einheitliche Leitfäden. Diese beinhalten idealerweise auch Good Practices aus anderen Banken. 3. Eine passende Besetzung Bei der Umsetzung personeller Veränderungen treten oft Probleme auf. Jedes vierte Institut gab dies als eine wesentliche Herausforderung im Fusionsprozess an. Die Auswahl künftiger Führungskräfte ist dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor. Sie beginnt daher idealerweise unmittelbar nachdem die Zielaufbauorganisation der neuen Bank festgelegt wurde. Bindet man die künftigen leitenden Angestellten in die weitere Ausgestaltung ihres Bereichs ein, können Akzeptanzprobleme vermieden werden. Für eine erfolgreiche Auswahl haben sich transparente Personalauswahlverfahren als vorteilhaft erwiesen. 4. Change- und Kommunikationsmanagement Der Fusionserfolg hängt neben der strukturellen und prozessualen Integration auch von der Integration der Unternehmenskulturen ab. Dies bestätigten alle 24 01 // 2018

MANAGEMENT Führungskräfte. Wir empfehlen deshalb die frühzeitige Durchführung einer sogenannten Cultural Due Diligence. Spezifische Change- und Kommunikationsmanagement-Aktivitäten, die anschließend daraus entwickelt werden, eröffnen Mitarbeitern eine aktive Mitgestaltung im Fusionsprozess. Das Spektrum der Möglichkeiten reicht dabei von Bottom-up- Ansätzen in Kulturwerkstätten bis zu Großveranstaltungen im Rahmen von Town-Hall-Meetings. Unabhängig von der Veranstaltungsform ist es wichtig, die Mitarbeiter über den Status quo zu informieren. Mit zunehmendem Fortschritt der Prozesse sollten sie dann unter anderem über Prozesswerkstätten eingebunden werden. In diesen können neue Prozesse und Schnittstellen getestet werden und in einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess übergehen. Um die Rückmeldung der Mitarbeiter strukturiert zu erheben, bieten sich wiederum regelmäßige Befragungen an, die die Zufriedenheit und die Identifikation mit der neuen Bank widerspiegeln. Auch die Außenwahrnehmung beeinflusst den Fusionserfolg. Dies sehen vor allem mittlere und große Institute so. Für alle Stakeholder der Kreditinstitute ergibt sich eine Vielzahl von Veränderungen. Während sich für die Kunden gegebenenfalls das Betreuungs- und das Filialkonzept ändern, setzen Eigentümer auf die Stärkung der Zukunftsfähigkeit des Instituts. Um diesen teils unterschiedlichen Interessen gerecht zu werden, ist daher ein zielgruppenorientierter Kommunikationsplan notwendig, der eine regelmäßige Information der wichtigsten Interessengruppen vorsieht. 5. Eine straffe Projektsteuerung und Umsetzungscontrolling Mehr als 50 Prozent der Studienteilnehmer sehen die hohe Management- und Ressourcenbindung während der Fusion und Integration als weitere wesentliche Herausforderung. Eine straffe Projektsteuerung mit eindeutigen Verantwortlichkeiten und klar definierten Aufgaben ist daher unerlässlich. Die Befragung hat ergeben, dass eine ambitionierte, aber realistische Zeitplanung als ein Schlüsselfaktor angesehen wird. Nicht zu unterschätzen ist beispielsweise die IT-Migration. Trotz meist ähnlicher oder gleicher Systemlandschaften ist die Detailplanung für die Migration der Systeme und Bestandsdaten Basis für den Erfolg. FAZIT In unserer Befragung wurde deutlich, dass die große Mehrheit der Teilnehmer trotz zahlreicher Herausforderungen die wesentlichen Fusionsziele erreicht oder diese sogar übertrifft. Der Fusionserfolg ist das Ergebnis eines strukturierten Vorgehens zusammen mit einer überzeugenden Fusionsstory. Wesentlich für den langfristigen Erfolg sind ein strukturiert erarbeitetes effizientes Zielbetriebsmodell, die Auswahl und Einbindung einer kompetenten Führungsmannschaft sowie eine realistische Zeitplanung, gepaart mit einem straffen Projektcontrolling und klar strukturierten Umsetzungsaktivitäten. Autor: Dr. Marcus Dahmen und Dr. Ingo Kipker. 01 // 2018 25

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