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die bank 01 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT KAPITALANLAGEN IM

MARKT KAPITALANLAGEN IM PRIVATKUNDENGESCHÄFT Öko-Fonds – eine attraktive Geldanlage? Dass eine dauerhafte Schädigung der Ökosysteme zu erheblichen Beeinträchtigungen für folgende Generationen führt, haben auch viele Investoren erkannt. Deshalb versuchen Anleger zunehmend, mit ihrer Kapitalanlage nachhaltiges Handeln in der Wirtschaft zu bewirken. Können insbesondere Privatanleger damit auch Überrenditen erzielen? Als Ausgangspunkt der modernen Nachhaltigkeitsdebatte kann die 1972 veröffentlichte Studie „Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit“ verstanden werden. Ohne den Begriff Nachhaltigkeit direkt zu nennen, stellte das Projektteam fest, dass der Ressourcenverbrauch, die Umweltverschmutzung sowie die globale Klimaerwärmung bei zunehmender Weltbevölkerung und fortschreitender Industrialisierung in den nächsten Jahrhunderten zu einem Ende des Wachstums und einer irreparablen Zerstörung der Umwelt führen werden. In dem Bericht wurde ein weltweites, gemeinsames Handeln gefordert, um ein langfristiges Überleben der Menschheit auf der Erde sicherzustellen. Der Begriff nachhaltige Entwicklung (engl. Sustainable Development) wurde erstmals 1987 von der UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung im sog. Brundtland- Bericht („Our Common Future“) wie folgt definiert: „Sustainable development is development that meets the needs of the present without comprising the ability of future generations to meet their own needs.” Nachhaltige Entwicklung ist demnach ein Wirtschaften, welches die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation befriedigt, ohne die Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung zukünftiger Generationen einzuschränken. Auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro wurde der im Brundtland- Bericht entwickelte Ansatz der nachhaltigen Entwicklung fortgeführt und von den 178 Teilnehmerstaaten als gemeinsames, globales Leitbild festgelegt. Nachhaltige Investmentfonds Eine unter Privatanlegern weit verbreitete Form der Teilnahme am Kapitalmarkt stellt die Anlage in Investmentfonds dar. Dabei handelt es sich um ein von einer Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) verwaltetes Sondervermögen, welches der gemeinsamen Kapitalanlage dient. Als nachhaltig werden Kapitalanlagen bezeichnet, wenn in die Investitionsentscheidung zusätzlich zu Rendite, Risiko und Liquidität auch ökologische, soziale oder ethische Aspekte einfließen. Umgangssprachlich werden diese deshalb auch grüne Fonds, Nachhaltigkeitsfonds, Öko-Fonds oder ethisch-ökologische Fonds genannt. Nachhaltigkeitsfonds investieren ihr Kapital auf Grundlage ethischer und ökologischer Aspekte, ohne den Fokus auf eine bestimmte Branche zu legen. Bestimmte Geschäfte (z. B. der Ausschluss des Handels mit Tabak) oder soziale Aspekte (der Umgang des Unternehmers mit seinen Mitarbeitern) können hierbei die Investitionsstrategie maßgeblich bestimmen. Im Gegensatz dazu beschränken nachhaltige Themenfonds ihre Investments auf ausgewählte Branchen oder Wirtschaftszweige, die einen positiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten, wie z. B. Umwelttechnologie-, Öko-Effizienz- oder Mikrofinanzfonds. Eine weitere Form nachhaltiger Fonds sind Spezialitätenfonds. Ein Beispiel hierfür sind sogenannte Spendenfonds. Sie verfolgen i. d. R. keine spezifische Nachhaltigkeitsstrategie, sondern spenden einen gewissen Anteil des Ausgabeaufschlags oder der erwirtschafteten Erträge an wohltätige Einrichtungen und Organisationen. Um zu beurteilen, ob ein Unternehmen nachhaltig arbeitet, kann auf Nachhaltigkeits- Ratingagenturen zurückgegriffen werden. Diese Agenturen erstellen Analysen bzw. Bewertungen eines Geschäftsmodells anhand von zahlreichen, jedoch nicht einheitlichen Kriterien. Die Auftraggeber der Agenturen sind im Gegensatz zu konventionellen Ratings im Allgemeinen nicht die bewerteten Unternehmen selbst, sondern die Anleger. Investmentfonds aus Anlegersicht Zusätzlich zum Diversifikationseffekt bieten aktiv gemanagte Fonds professionelles Fondsmanagement. Für den Anleger ergibt sich daraus die Chance, von diesem Know-how zu profitieren und seinen mit der Kapitalanlage verbundenen Aufwand zu reduzieren. Einen weiteren bedeutenden Aspekt für Anleger stellen die zahlreichen Vorschriften zum Anlegerschutz dar. Aufgrund der rechtlichen Konstruktion als Sondervermögen muss das Fondsvermögen strikt vom Vermögen der KVG getrennt werden. Dadurch haben evtl. Liquiditätsschwierigkeiten oder gar die Insolvenz der KVG keinen Einfluss auf den Wert des Fondsvermögens, das auch nicht in die Insolvenzmasse fließen würde. Zusätzlich müssen diverse regulatorische Anforderungen z. B. in Bezug auf die Veröffent- 12 01 // 2018

MARKT lichung verschiedener Informationen und Dokumente sowie die Verwahrung und Verwaltung des Fondsvermögens eingehalten werden. Das Sondervermögen, die KVG und die Verwahrstelle stehen unter der Aufsicht der BaFin. Nachhaltige Investmentfonds aus Anlegersicht Ein wesentlicher Vorteil gegenüber konventionellen Anlageprodukten ergibt sich daraus, dass zusätzlich individuelle bzw. moralische Werte in der Kapitalanlage berücksichtigt werden und dem Anleger einen über den ökonomischen Nutzen hinausgehenden Mehrwert bieten. Investoren können dabei an einer Veränderung innerhalb der Gesellschaft mitwirken, indem sie als Anleger z. B. nur in Unternehmen investieren, die einen fairen Umgang mit der Natur und allen beteiligten Personen sicherstellen. Auch aus ökonomischer Sicht ergeben sich diverse Chancen für die Investoren in nachhaltige Investmentfonds. So kann die Beachtung möglicher sozialer und ökologischer Konsequenzen durch das Unternehmen auch als eine Form des Risikomanagements angesehen werden, mit dem Ergebnis-, Reputations- oder Rechtsrisiken reduziert werden. Auf lange Sicht können nachhaltig orientierte Unternehmen häufig von einem guten Image und der steigenden Nachfrage nach umwelt- und sozialverträglich erzeugten Produkten profitieren und durch eine effiziente Ressourcennutzung Kosten einsparen. Außerdem können sie durch den Einsatz umweltschonender Technologien das Risiko ökologischer Folgekosten senken, an staatlichen Förderungen partizipieren sowie aufgrund des höheren Stellenwerts sozialer Aspekte im Unternehmen hoch qualifizierte und motivierte Mitarbeiter für sich gewinnen. Neben dem Marktpreisrisiko geht die Anlage in nachhaltige Fonds aber zusätzlich mit der Gefahr des sogenannten Greenwashings („Grünfärberei“) einher. Damit wird die bewusste, öffentlichkeitswirksame Darstellung eines Unternehmens als besonders umweltfreundlich oder verantwortungsvoll verstanden, obwohl tatsächlich nur wenige oder sogar keine entsprechenden Aktivitäten durchgeführt werden. Das Fehlen einer einheitlichen Definition oder eines Gütesiegels für nachhaltige Investmentfonds leistet dem Risiko des Greenwashings Vorschub. Aus Ertragsgesichtspunkten besonders hervorzuheben sind Klumpenrisiken, denen nachhaltige Investmentfonds in besonders hohem Maß ausgesetzt sind. Diese Risiken können aufgrund einer Konzentration auf bestimmte Regionen, Branchen oder Einzelwerte entstehen und basieren auf dem Umstand, dass die Renditen der Aktien von sich ähnelnden Unternehmen häufig eine hohe Korrelation aufweisen. Wenn ein Fonds primär in nur eine Branche investiert, entgeht ihm eine Risikoreduktion durch Streuung auf verschiedenartige Branchen. Abschließend sei erwähnt, dass nachhaltige Investments oft vor allem jungen Unternehmen gelten, die in einer neuen Branche mit neuen Technologien noch kaum etablierte Produkte erstellen. Inwieweit derartige Geschäftsmodelle tragfähig und für den Anleger ertragreich sind, kann schwer kalkulierbar sein. Dies gilt in besonderem Maße für sog. Impact Investments. Aktive und passive Nachhaltigkeitsstrategien Portfoliomanager können eine Vielzahl verschiedener Anlagestrategien zur Umsetzung nachhaltiger Aspekte in ihren Investmentfonds anwenden, die in der Praxis häufig kombiniert eingesetzt werden. Die Strategien lassen sich in aktive und passive Nachhaltigkeitsansätze unterteilen. Bei den aktiven Ansätzen versucht der Investor, mit seinem Wirken direkten Einfluss auf das Unternehmen bzw. dessen Management zu nehmen und so nachhaltige Aspekte in den Vordergrund zu rücken. Im Gegensatz dazu basieren passive Nachhaltigkeitsstrategien auf einer gezielten und kriterienbasierten Auswahl der Unternehmen und Staaten, in die investiert wird. Die Selektion kann anhand von negativen oder positiven Anlagekriterien erfolgen. Eine negative Selektion schließt Investments in Anlageobjekte, die bestimmte Mindestanforderungen nicht erfüllen, als Investments kategorisch aus, etwa Kernenergie oder Rüstungsindustrie, Meidung von Tierversuchen oder Kinderarbeit. Die verbleibenden Geldanlagen gelten bei diesem Ansatz als nachhaltig. In der Praxis erweist sich eine vollständige Umsetzung dieser Strategie jedoch aufgrund der komplexen Strukturen und Ver- 01 // 2018 13

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