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die bank 01 // 2017

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT Da sind wir

MANAGEMENT Da sind wir nie die günstigsten. Das schadet uns aber nicht. Bei uns läuft das Geschäft nicht über den Preis. Pressekonferenzen haben wir noch nie gemacht. Das passt zur Kultur unserer Träger. Sie ebenso wie wir sind still und geräuschlos im Handeln. Auch Werbung schalten wir gar nicht. Da sind die Streuverluste zu hoch. die bank: Im Jahr 2005 war die Existenz des Calenberger Kreditvereins durch die Novellierung des Pfandbriefgesetzes bedroht. Was hat das Gesetz gefordert? Zotzmann: Ja, das war tatsächlich kurz vor zwölf. Das Gesetz schrieb vor, dass die Hypothekenbanken ein Mindesteigenkapital von 25 Mio. € ausweisen sollten. Nur durch die Befreiung des Instituts von den Anforderungen dieser Mindesteigenkapitalregelung konnte damals der Erhalt des Calenberger Kreditvereins gesichert werden. Dasselbe galt auch für das RKI Stade. Die Bank habe gezeigt, dass sie in der Lage sei, das Pfandbriefgeschäft erfolgreich und mit der vom Pfandbriefgesetz geforderten Nachhaltigkeit zu betreiben, hieß es damals zur Begründung. Seitdem sind wir die einzigen beiden Institute, die namentlich in einem Gesetz erwähnt werden. In meiner bisherigen Amtszeit war das definitiv ein Meilenstein. Ein weiterer war, dass wir die Bank durch starke persönliche Vernetzungen in unserem Geschäftsgebiet bekannt gemacht haben. die bank: In Ihrem aktuellen Geschäftsbericht finden sich diverse Fotos von fröhlich lachenden Landwirten. Angesichts des erheblichen Preisdrucks bei Milch, Getreide und Fleisch ist vielen Bauern allerdings das Lachen längst vergangen. Laut Deutschem Bauernverband sind die Unternehmensergebnisse der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2014/15 um 35 Prozent eingebrochen. Sind Ihre Kunden davon nicht betroffen? Lange: Die Marktfruchtbetriebe haben in den vergangenen zwei Jahren schlechte Preise erzielt. Solche Zyklen gab es aber immer schon. Letztlich profitieren die großen Betriebe von einer sehr hohen Eigenkapitalquote, die deutlich höher ist als in anderen Wirtschaftsbereichen. Und wenn es regnet, sehen wir es letztlich auch als unsere Aufgabe an, den Schirm zu halten. Wir hatten in unserer jetzt 191-jährigen Geschichte noch nie einen Kreditausfall. die bank: „Der Umbruch, der im Moment stattfindet, ist brutal, schnell und radikal. Banken sind gezwungen, jeden Stein anzufassen, umzudrehen, neu einzusortieren oder gänzlich auszusortieren.“ So umriss Commerzbank-Chef Zielke kürzlich die Lage der Branche. Sie hingegen haben in einem Interview kürzlich gesagt: „Uns geht es auch in fünf Jahren noch gut, das wissen wir schon heute.“ Was macht Sie da so sicher? Lange: Unser Neugeschäft ist 2015 um neun Prozent auf 45 Mio. € gestiegen, wobei auf land- und forstwirtschaftliche Kredite 23,6 und auf Wohnungsbaufinanzierungen 21,3 Mio. € entfielen. Das Kundenkreditvolumen stieg um 3 Prozent auf 319 Mio. €. In den kommenden fünf Jahren rechnen wir mit einem jährlichen Plus von 3 Prozent. Unser Geschäftsmodell ist so stabil, dass die Prognose sicher ins Schwarze trifft. die bank: Was könnte denn Ihr Geschäftsmodell ernsthaft gefährden? Zotzmann: Ernsthaft gefährdet wäre unser Geschäftsmodell nur, wenn wir unsere Refinanzierung nicht mehr darstellen könnten. Dazu müssten die Kapitalmärkte allerdings komplett zusammenbrechen. die bank: Wie refinanziert sich der Kreditverein? Zotzmann: Kredite werden fristenkongruent finanziert. Das Geld für zum Beispiel zehn Jahre laufende Festzinsdarlehen beschaffen wir uns also über die Emission eines zehnjährigen Pfandbriefs. Selbst wenn es am Kapitalmarkt mal zu heftigen Schwankungen kommt, können wir trotzdem ruhig schlafen. Wir sind sogar das Haus, das dieses Finanzinstrument als erstes in Deutschland einführte – lange, bevor die erste Hypothekenbank 1862 ihre Schalter öffnete. Im Jahr 2010 sind wir auch in das Einlagengeschäft eingestiegen. Das war auch eine Folge der Finanzkrise, als Kapital plötzlich knapp wurde. Seitdem bieten wir mit dem Calenberger Wertbrief eine Termineinlage mit Laufzeiten zwischen ein und bis zu fünf Jahren an. Angesichts der Dauerniedrigzinsen liegen die Konditionen natürlich auch bei uns nur knapp über null. die bank: Mit einer Cost Income Ratio von zuletzt 61 Prozent schneiden Sie deutlich besser ab als die Marktführer Deutsche Bank (90 Prozent) und Commerzbank (73 Prozent), jedoch etwas schlechter als der Schnitt aller EU-Banken (59 Prozent). Wie bekommen Sie als kleines Institut die Kosten in den Griff? Lange: Wie das RKI Stade haben wir die IT-Services an das genossenschaftliche Rechenzentrum Fiducia & GAD outgesourct sowie darüber hinaus mit anderen Volksbanken und dem RKI eine Servicegesellschaft für die Organisation der IT in der Bank gegründet. Allein sind wir zu klein, um diese Aufgaben zu stemmen. Auch den Bereich Compliance hatten wir vor zwei Jahren ausgelagert. Mittlerweile haben wir ihn aber zurückgeholt. Es ist besser, wenn dieser Bereich dicht bei der Bank gemanagt wird. 26 01 // 2017

MANAGEMENT Michael Lange ist Vorstand, ... ... Jens Zotzmann Vorstandsvorsitzender der Calenberger. Die Chefs der Ritterbank Rein äußerlich unterscheidet Jens Zotzmann (re.) und Michael Lange (li.) erst einmal nichts von einem typischen Banker. Blauer, gut sitzender Anzug, weißes Hemd, dezent gemusterte Krawatte, schwarze Schuhe – Vorstandsvorsitzender und Vorstand des Calenberger Kreditvereins haben für das Interview das klassische Outfit gewählt. Innerlich dürfte es den Beiden aktuell aber deutlich besser gehen als vielen Kollegen in ihrer Branche. So sieht Zotzmann auch keinerlei Anlass, nach seinem 20-jährigen Firmenjubiläum, das er am 1. Oktober 2016 feierte, über seine berufliche Zukunft nachzudenken. Lange stieß erst 2010 zum Kreditverein, und auch er scheint an einen Wechsel nicht im Entferntesten zu denken. Im Gegenteil: Als eine „Insel der Glückseligen“ bezeichnen sie ihren Arbeitsplatz und machen einen ziemlich zufriedenen Eindruck. Zotzmann und Lange sind beide im niedersächsischen Wunstorf geboren, einer Stadt mit gerade mal gut 41.000 Einwohnern; Zotzmann wohnt immer noch dort. Der begeisterte Segler Lange ist hingegen ans nahe gelegene Steinhuder Meer gezogen, wo Haus und Segelboot gerade mal 200 Meter trennen. Sie kannten sich schon lange, bevor sie gemeinsam eine Bank lenkten. Das Bodenständige verbindet das Führungsduo. Zotzmann hat bei der Stadtsparkasse Wunstorf gelernt und danach fast 15 Jahre für verschiedene Volksbanken in unmittelbarer Nachbarschaft seines Geburtsortes gearbeitet. Lange machte eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Volksbank Steinhude, da hatte der drei Jahre ältere Zotzmann gerade ausgelernt. Während Lange 25 Jahre in Steinhude blieb und in dieser Zeit drei Fusionen miterlebte, wechselte Zotzmann Anfang Oktober 1996 zum Calenberger Kreditverein. „Das war eher ein Zufall. Ich hatte die Stellenanzeige gesehen, und da ich unbedingt Vorstand werden wollte, habe ich mich auf die Stelle beworben“, erinnert sich der heute 52-Jährige. Mit nur 33 gelang der Aufstieg, zumindest auf dem Papier. „Das war wie eine Zeitmaschine. Ich kam von einer modernen Volksbank zu einer Bank, die mit einem einzigen PC ausgestattet war und bei der man noch mit Schreibmaschinen arbeitete.“ Lang hat es trotzdem nicht gedauert, bis Zotzmann erkannte, dass die neue Aufgabe sehr viel Freiraum gewährte. Den Vorzug weiß er bis heute zu schätzen. Wie Vorstandskollege Lange ist Zotzmann begeisterter Sportler, zieht das Land aber dem Wasser vor. Der Vater von zwei Töchtern läuft Halbmarathon, fährt Ski und testet seine Ausdauer beim Spinning. Außerdem hat er ein Faible für alte und schnelle Autos. Das Modell eines silbernen Wiesmann Roadster ziert die Fensterbank seines Büros. Trotz der turbulenten Zeiten in ihrer Branche hadern weder Zotzmann noch Lange mit dem Beruf des Bankers – mit kleinen Einschränkungen. Langes Tochter konnte es trotz eindringlicher Warnungen des Vaters nicht lassen: Sie hat Bankkauffrau gelernt. Dass sie die Ausbildung vor allem als Basis für ein duales Studium beim Wirtschaftsprüfer PwC nutzen wollte, hat den Vater milde gestimmt. Für die Antwort auf die Frage: „Und wenn Sie heute noch einmal entscheiden könnten, welchen Job würden Sie dann wählen?“ müssen beide nicht lange überlegen. „Chef vom Calenberger Kreditverein oder Landwirt“, sagt Zotzmann. Auch Lange hätte nichts gegen seine jetzige Stelle einzuwenden. Nur der Segelprofi wäre gegebenenfalls noch ein klein wenig verlockender. 01 // 2017 27

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