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die bank 01 // 2017

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT

MANAGEMENT GESCHÄFTSMODELLE Die Bank der Ritter Im Foyer des Calenberger Kreditvereins empfängt die Besucher ein Ritter in stattlicher, glänzender Rüstung. Natürlich kein echter. Aber schon bei seinem Anblick wird klar: Diese Bank ist anders. Hinter der zweitkleinsten deutschen Hypothekenbank stehen zwei Ritterschaften, öffentlich-rechtliche Körperschaften, die es nur in Niedersachsen gibt. Das Geschäftsmodell des Kreditinstituts, das im Haus der Börsen Hamburg und Hannover in der niedersächsischen Landeshauptstadt sitzt, hat sich seit der Gründung 1825 kaum verändert: Die landwirtschaftliche Spezialbank konzentriert sich auf die Vergabe von langfristigen Krediten an die regionale Landund Forstwirtschaft sowie an die Immobilienwirtschaft. Vorstandsvorsitzender Jens Zotzmann und Vorstand Michael Lange berichten, wie es mit zehn Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von gerade mal gut 337 Mio. € gelingt, in einer Branche zu überleben, die mächtig unter Druck steht. die bank: Lange waren Sie Rekordhalter, jüngst mussten Sie jedoch den Titel „kleinste deutsche Hypothekenbank“ an das Ritterschaftliche Kreditinstitut (RKI) Stade abgeben. Ist der Calenberger Kreditverein so stark gewachsen? Zotzmann: Als ich in Hannover anfing, waren die Stader tatsächlich noch deutlich größer als wir. Jetzt haben wir sie überholt. Beide Institute sind heute freundschaftlich miteinander verbunden und kooperieren wo immer möglich. die bank: Der vollständige Name Ihrer Bank ist eher das Gegenteil von winzig: „Calenberg-Göttingen-Grubenhagen-Hildes-heim’scher ritterschaftlicher Kreditverein“. Wie lebt Ihr Bankhaus die Tradition? Zotzmann: Während des Zweiten Weltkriegs ist das Haus der Calenberger Landschaft, in dem der Kreditverein seinen Sitz hatte, abgebrannt. Dabei wurde das Archiv komplett vernichtet. Aber auf den Rittergütern, die Mitglied der Ritterschaften sind, gibt es zahlreiche Dokumente. Einmal pro Jahr treffen sich unsere beiden Träger, die Ritterschaften von Hildesheim und Calenberg, zu einem Rittertag auf einem der Güter. Auch der Vorstand des Kreditvereins nimmt an beiden Veranstaltungen teil und präsentiert dort die Bilanz. Zudem wird der Verwaltungsrat, der aus je drei Mitgliedern der beiden Ritterschaften besteht, entlastet und alle fünf Jahre neu gewählt. Die Mitglieder der Ritterschaften sind zwar Eigentümer von Rittergütern, arbeiten aber meist in der Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst. Unser Verwaltungsrat ist sehr hochkarätig besetzt. Diese Fachkunde ist gerade bei einem so kleinen Spezialinstitut entscheidend und wertvoll. die bank: In Ihrem sehr modern eingerichteten Büro deutet so gar nichts darauf hin, dass Ihre Bank von Ritterschaften getragen wird – lediglich die Ritterrüstung in der Eingangshalle… Zotzmann: Als ich vor 20 Jahren zum Kreditverein kam, war das schon ein kleiner Kulturschock. Neben diversen Schreibmaschinen gab es zwar schon eine Finanzbuchhaltungs-Software. Der Programmierer lebte jedoch inzwischen in Thailand und pflegte das Programm von dort aus. Auch sonst war Vieles schon etwas aus der Zeit gefallen. In den Räumen traf ich auf dunkelgrüne Wände, braune Teppiche und sehr biederes Mobiliar. Wir haben dann die Ausstattung modernisiert und ein helles, freundliches Ambiente geschaffen. Beim Besuch eines Verwaltungsratsmitglieds habe ich in seinem Treppenhaus dann die Ritterrüstung gesehen und gefragt, ob ich sie für die Bank ausleihen könne. Da steht sie jetzt seit 20 Jahren als Leihgabe. die bank: Ihr Geschäftsmodell in einigen kurzen Sätzen? Lange: Wir sind eine klassische Pfandbriefbank. Wir fokussieren uns auf die Land- und Forstwirtschaft. Wir kennen jeden Kunden persönlich – die meisten sind uns über Generationen treu. Unser Geschäftsgebiet konzentriert sich auf Niedersachsen und die nördlichen neuen Bundesländer. Wir bieten maßgeschneiderte Finanzierungen mit sehr kurzen Entscheidungswegen. Und wir sind deutschlandweit das einzige Kreditinstitut, das seinen Kreditnehmern eine Zinsrückvergütung gewährt. die bank: Das würde natürlich auch die Kunden anderer Banken sehr freuen. Wie kam es dazu? Lange: Dieser Auftrag ist schon seit der Gründung 1825, die auf Initiative der Ritterschaften erfolgte, in unserer Satzung verankert: „Der Kreditverein verfolgt in erster Linie den Zweck, der Land- und Forstwirtschaft möglichst günstigen Realkredit zu gewähren. Die Erzielung von Gewinn ist insoweit nicht Hauptzweck des Geschäftsbetriebs.“ Wir bieten deshalb langfristige Festzinsdarlehen, Förderkredite und Erntekredite zu Konditio- 24 01 // 2017

MANAGEMENT Im Gebäude der Calenberg-Grubenhagenschen Landschaft ist seit 1924 auch die Hannoveraner Börse untergebracht. nen, die weit unter dem üblichen Niveau liegen. Wir gewähren zudem allen landwirtschaftlichen Darlehensnehmern jährlich 0,25 Prozent ihrer Zinsen auf die Darlehensrestschuld freiwillig und unabhängig von Vertragsbedingungen zurück. Der Satz dürfte bei deutschen Banken ziemlich einzigartig sein. Bei uns erhalten die Kunden sozusagen „Erntedank von der Bank“. Damit werben wir auch. die bank: Wer sind Ihre Konkurrenten? Lange: Das sind alle regionalen Volksbanken und Sparkassen. Wir sind ja immer nur die Zweitbank, da wir keine Girokonten führen. die bank: Und wer sind Ihre Kunden? Zotzmann: Wir haben ca. 1.300 Kunden, davon 700 aus der Landwirtschaft und 600 in unserem zweiten Geschäftsbereich, der Immobilienfinanzierung. Zu uns kommt der investitionsbereite Landwirt, der stark wächst und Flächen ab 100 ha bewirtschaftet. Es können auch 2.000 ha sein. Die Betriebe bauen z. B. Weizen, Kartoffeln, Zuckerrüben oder Raps an. Sie betreiben die Jagd auf Nieder-, Schwarz-, Rot- oder Rehwild und sie sind oft auch in der Forstwirtschaft aktiv. Kredite brauchen sie vor allem zum Kauf von Flächen, zum Bau von Ställen sowie zum Erwerb von Maschinen. Darüber hinaus finanzieren wir Häuslebauer, aber auch Investoren, die ihr Geld in Wohnungen oder Häusern anlegen wollen, sowie Kunden aus der Landwirtschaft. Sie nehmen Kredite auf, um Rittergüter zu sanieren oder etwa Wirtschaftsgebäude umzuwidmen in Wohneinheiten oder Event Locations. die bank: Wie eng ist der Kontakt zu den Kunden? Zotzmann: Wir rollen für jeden Kunden den roten Teppich aus. Wenn ein Kunde einen neuen Stall bauen oder 50 ha Land erwerben will und er entscheidungsreife Unterlagen präsentiert, bekommt er bei uns binnen zwei Tagen eine Zu- oder ggf. auch eine Absage. Das persönliche Verhältnis ist unser USP. Die Hälfte meiner Arbeitszeit verbringe ich bei unseren Kunden in den Ställen auf den Äckern. Da sieht man sofort, ob ein Betrieb gesund ist oder nicht. Der erste Eindruck spiegelt sich dann auch in der Regel in den Zahlen wider. die bank: Wie gewinnen Sie neue Kunden? Lange: Wir leben in erster Linie von persönlichen Empfehlungen und nehmen regelmäßig an Veranstaltungen teil, etwa von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, vom Grundbesitzerverband oder vom Landvolk, die in einer Beziehung zu unserem Geschäft stehen. Unsere Immobilienkreditkonditionen werden in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung veröffentlicht. 01 // 2017 25

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